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Bioaktives Whey Protein

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Bioaktive Sauermolke ist wahrscheinlich das bessere Whey

Immunocal ist ein patentiertes Produkt. Ich habe es erstmals vor knapp 6 Jahren "gesichtet", während ich eine Studien-Datenbank durchsucht habe. Es war also eher Zufall - heute ist das Produkt Immunocal ein hoch-angesehenes Produkt, dessen Wirksamkeit in mehreren Arbeiten und in diversen Zusammenhängen untersucht wurde.

In the investigation of apoptosis, cells grown in baicalein + Immunocal showed a higher phosphatidylserine exposure, lower mitochondrial transmembrane potential, and nearly 13 times more cells undergoing apoptosis than cells grown in baicalein alone. We also demonstrated that Immunocal reduced glutathione (GSH) in Hep G2 cells by 20-40% and regulated the elevation of GSH, which was in response to baicalein. In conclusion, Immunocal seemed to enhance the cytotoxicity of baicalein by inducing more apoptosis; this increase in apoptotic cells may be associated with the depletion of GSH in Hep G2 cells. This is the first study to demonstrate, in vitro, that Immunocal may function as an adjuvant in cancer treatments. 

(Tsai et al., 2000)

Es wurde also getestet, in wie weit Immunocal ein herkömmliches Krebs-Mittel unterstützt. Das erstaunliche Ergebnis: Immunocal plus Baicalein (Antikrebs-Mittel) tötet 13 x mehr (Krebs)Zellen ab als Baicalein allein. Diesen Vorgang nennt man Apoptose.

Weiterhin senkt Immunocal die Spiegel von intrazellulärem Glutathion um 20-40 % in diesen Krebszellen (Hep G2 cells = Leberkrebs Zellen), was für den oben genannten Effekt (wohl) verantwortlich ist.

Was ist denn eigentlich Immunocal? 

Immunocal ist ein simples Whey-Protein, welches nicht denaturiert wurde, das heißt nicht hocherhitzt. Dadurch bleiben diverse Protein-Fraktionen, wie Lactoferrin, erhalten und es enthält hoch-bioverfügbares Cystein, das effektiv die Glutathion-Spiegel in den Zellen anheben kann - offensichtlich macht es das Gegenteil in Krebszellen.

Glutathion ist ein starkes körpereigenes Antioxidanz. Dass freie Radikale im Zusammenhang mit jeder Erkrankung stehen, das muss ich hier wohl nicht mehr erwähnen. Logischerweise erweist sich ein hoher Glutathion-Spiegel als eine der ersten Verteidigungslinien gegen ein Überschuss an freien Radikalen, was diversen zellulären Alterungsprozessen entgegenwirkt.

CONCLUSION:

The results show that dietary supplementation with a whey-based product can increase glutathione levels (46,6%) in cystic fibrosis. This nutritional approach may be useful in maintaining optimal levels of GSH and counteract the deleterious effects of oxidative stress in the lung in cystic fibrosis.

(Grey et al., 2004)

Ist bioaktive Sauermolke die bessere Alternative?

Ein undenaturiertes Whey-Protein (hier: Immunocal) schafft es, die Glutathion-Spiegel um fast 50 % anzuheben - und das in einer Personengruppe, wo generell sowieso niedrigere Glutathion-Werte zu finden sind.

Neben der Eigenschaft Glutathion effektiv anzuheben, enthält undenaturiertes Whey auch eine Proteinfraktion namens Lactoferrin.

  • Lactoferrin spielt eine (wesentliche) Rolle im Eisen-Stoffwechsel und kann dazu beitragen, Eisen besser aufzunehmen (Fairweather-Tait et al., 1987) bzw. Eisen (aus der Leber) zu mobiliseren s (Van Vugt et al., 1975),
  • Lf moduliert die Immunität gegen Mikroben und wirkt in diesem Zusammenhang anti-bakteriell (Ellison et al., 1991), anti-viral (Berlutti et al., 2011) und anti-fungal (Manzoni et al., 2011).
  • Lf wirkt außerdem anti-kanzerogen, kann das Wachstum diverser Krebsarten hemmen, darunter auch Darm - und Lungenkrebs (Adlerova et al., 2008)
  • Lf wird darüberhinaus als "novel bone growth factor" bezeichnet, da es das Wachstum von Knochen stimuliert (Naot et al., 2005).

Was ich damit sagen will: Man könnte sich überlegen, ob man zukünftig lieber bioaktives Proteinpulver kauft.

Immunocal klingt ganz gut. Whey Protein (undenaturiert) von myprotein.com tut's auch.

Der Beitrag Bioaktives Whey Protein erschien zuerst auf edubily - Gesundheit und Leistungsfähigkeit.


Anti-Nährstoffe

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Nein, ich war nicht im Urlaub.

Wir hatten Besuch von amerikanischen Verwandten, ich arbeite derzeit intensiv an einem Projekt, das edubily unterstützen soll und es haben sich ein paar Fehler hier beim Artikel-Schreiben via wordpress eingeschlichen, die letztendlich aber nur ein Problem meines Browsers waren. So ist das.

Immer mehr von euch rechnen Kalorien etc. mit Hilfe vom bestimmten Programmen und Computern aus. Ich denke, dass das eine adäquate Unterstützung bei der täglichen Planung darstellt. Viel problematischer allerdings wird es, wenn Ihr versucht eure Mikronährstoffaufnahme zu kalkulieren.

Mich wundert immer diese Diskrepanz zwischen dem, was Ihr mir per Rechner präsentiert und dem, was letztendlich im Blut landet. Das ist kein Scherz. Diese Lücke ist manchmal riesig. Ich mache mir schon sehr viele Gedanken darüber. Das habe ich schon vor 4 Jahren gemacht, als ich selbst so betroffen war.

Damals stand für mich innerhalb von ein paar Wochen fest, dass Fleisch die Goldwährung ist, wenn es um die Mikronährstoffaufnahme geht. Denn in Fleisch finden wir ein sehr breites Spektrum von dem, was wir immer so alles gerne im Körper hätten. Kreatin, Eisen, Zink und so weiter. Und das noch in bester Bioverfügbarkeit, nämlich gebunden an Protein.

Nur leider kann ich mir persönlich nicht leisten, täglich 1kg Rinderhüftsteak zu essen. Oder - wie am Wochenende - Rehrückensteak. Göttlich! Aber... nicht jeder kann täglich 20€ für Steak ausgeben.

Das Problem in unserer heutigen Gesellschaft ist, dass "gesunde Kost" gleichgesetzt wird mit "pflanzlicher Kost". Und so kommt es, dass immer mehr Menschen glauben, dass es toll ist, wenn man alles ersetzt durch Soja oder durch Vollkornbrot. Kein Scherz. Das ist realer denn je. Attila Hildmann hat es bis nach Hollywood geschafft.

Ohje, ohje... Homo sapiens ist deshalb Homo sapiens, weil er tierische Produkte in seinen Speiseplan integrierte. Wieso glauben die Menschen immer, alles besser zu wissen als die Natur? Wieso ist das so?

Nun gut. Ich habe hier eine Arbeit auf dem Laptop, die sich mit Soja beschäftigt und der enthaltenen Phytinsäure.

Hören wir doch mal hin, was die Autoren zu sagen haben:

Eisen-Aufnahme aus Soja steigerte sich um das 4-5-fache, nachdem Phytinsäure von seinem ursprünglichen Gehalt (4-8mg/g) auf unter 0,01mg/g gesenkt wurde. Sogar niedrige Mengen Phytinsäure hemmten die Eisen-Aufnahme sehr potent. Aber selbst als Phytinsäure fast komplett entfernt wurde, betrug die Eisen-Aufnahme nur ca. 50% von der eines Hühner-Eiweißes.

Das heißt: Nur mit Soja kannst du niemals überleben. Wenn du also auf die Schnapsidee kommst und Soja zum Fleisch verspeist, dann spülst du die guten Mikronährstoffe direkt in den Gulli.

Ich weiß ja, warum der Affe das 10 - 20-fache an Mikronährstoffen frisst im Vergleich zu dir... er nimmt davon ja weit unter 5% auf...

Aber... erzähle es keinem.

Referenzen

Hurrell RF, Juillerat MA, Reddy MB, Lynch SR, Dassenko SA, Cook JD. Soy protein, phytate, and iron absorption in humans. Am J Clin Nutr. 1992;56(3):573-8.

Der Beitrag Anti-Nährstoffe erschien zuerst auf edubily - Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Eisen: Mehr Fettverbrennung, aber Insulin-Resistenz und Diabetes?

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Insulinresistenz durch zuviel Eisen?

Ein sehr guter Modell-Organismus zum Studieren von eukaryotischer Molekular- und Zellbiologie ist die Backhefe. Ein einzelliger Pilz. Diese Zellen nutzt man, um Erkenntnisse für unsere eigenen Zellen zu gewinnen.

Hefezellen: Entweder glykolytisch oder oxidativ

Hefezellen können grundsätzlich zwei verschiedene Systeme zur Energiegewinnung nutzen. Einmal fermentativ, das heißt hauptsächlich Glykolyse mit bevorzugtem Substrat Glukose, einmal oxidativ, das heißt der vollständige Abbau des Substrats, in diesem Falle dann Ethanol.

Der Pilz fermentiert in der ersten Phase Glukose. Das Abbauprodukt ist Ethanol. Dieser reichert sich in der Umgebung an. In der zweiten Phase baut der Organismus dann Ethanol vollständig oxidativ ab.

Der Wechsel zwischen den beiden Phasen nennt man diauxischer Wechsel. 

Bei diesem Wechsel passiert etwas Spannendes:

  • Es werden deutlich weniger Proteine gebildet, die beim Zuckerabbau (Glykolyse) und bei der Protein-Synthese beteiligt sind.
  • Gleichzeitig werden mehr Proteine gebildet, die für die Gluconeogenese, den Citrat-Zyklus und die Atmungskette (Elektronentransportkette) zuständig sind. Es werden außerdem massiv mehr Mitochondrien gebildet.

Zwei ganz wesentliche Rollen spielen dabei einmal die Glukose-Verfügbarkeit und einmal die Eisen-Verfügbarkeit.

Die Zelle switcht von Glykolyse und Protein-Synthese zu oxidativer Stoffwechsel und weniger Protein-Synthese, wenn weniger Glukose vorhanden ist. Umgekehrt kann dieser Wechsel nur passieren, wenn die Eisen-Mobilisation klappt. Dafür hat die Hefe Speicher in der Zelle, kann aber auch Eisen aus der Umgebung aufnehmen.

Metabolismus von Hefezellen

Ganz ähnlich auch bei uns Menschen

Das Lustige an der Sache ist, dass wir diesen "Wechsel" kennen. Von unserem eigenen Muskel. (Freilich wird dort nicht Ethanol, sondern Fettsäuren abgebaut.)

Das sah, im Handbuch niedergeschrieben, in etwa so aus:

mTORAMPK V

Auch wenn das ein wenig komplex(er) aussieht, am Ende (ganz unten) steht das Gleiche: Entweder glykolytisch und Protein-Synthese oder oxidativer Stoffwechsel und Mitochondrien.

Auch hier galt: Die Glukose-Verfügbarkeit reguliert unter anderem den muskulären Stoffwechsel.

(Anmerkung: Immer daran denken, dass wir uns entlang eines Spektrums bewegen und nicht von heute auf morgen von glykolytisch auf oxidativ (oder umgekehrt) switchen können und das Ganze beim Menschen komplexer ist als in einer einzelnen Zelle!)

Eisen - Gut für die Fettverbrennung, schlecht für die Glukose-Toleranz

Gerade liegt eine Arbeit vor mir, die ganz klar aufzeigt, wie Eisen das Diabetes-Risiko verändert. Klare Botschaft: Mit Eisen-Restriktion kann man den Glukose-Stoffwechsel ganz dramatisch verbessern und die Bauchspeicheldrüse komplett schützen - so, dass selbst bei Nagetieren, die quasi-misshandelt werden (Mast), die Bauchspeicheldrüse perfekt funktioniert und der Glukose-Stoffwechsel nicht entgleist.

Die Autoren betreiben Ursachen-Forschung und legen folgende Gedanken dar:

  • Eisen moduliert den Stoffwechsel ganz weitreichend. Weitreichender als nur im Hinblick auf die Insulin-Sekretion
  • Eisen beeinflusst die Insulin-Sensitivität durch einen komplexen Mechanismus, der die AMPK-mediierte Glukose-Aufnahme, das Glukose-Cycling der Leber und die Adipokin-Produktion betrifft
  • Speziell: Eisen verstärkt die Fettsäure-Oxidation, so, dass Mäuse, denen man viel Eisen verfüttert, "hypermetabolisch" werden, wenn man sie mästet - das passiert nicht bei der normalen Ernährung
  • Das führt dazu, dass Eisen-Mäuse recht gut geschützt sind gegenüber Fettleibigkeit und fettleibigkeitsinduzierter Insulin-Resistenz
  • Eisen verstärkt die Fettsäure-Oxidation zugunsten der Glukose-Oxidation
  • Eisen hat allerdings "zwei Seiten": In allen Modellen schützt Eisen-Restriktion die ß-Zell-Funktion (Insulin-produzierende Bauchspeicheldrüsen-Zellen) und wahrt die Insulin-Sensitivität
  • Aber: Eisen moduliert den Fettstoffwechsel und somit Fettleibigkeit und den Stoffwechsel, allerdings kommt es darauf an, welche Ernährungsform man wählt

Die Autoren übersetzen das für uns. Ein niedriger Ferritin-Wert ohne Eisen-Mangel heißt: sehr gute Glukose-Toleranz (aber eine schlechtere Fettverbrennung). Umgekehrt sagen die Autoren, dass "mehr Eisen" zu einer gesteigerten Fettsäure-Oxidation führt.

Ähnliches wurde von uns bereits postuliert

Im Trainingsguide hatte ich damals ähnliche Einblicke gegeben:

Box 12: Eisen – zweischneidiger geht nicht

Die Eisenverfügbarkeit reguliert die Sauerstoffverfügbarkeit des Muskels. Und noch viel wichtiger: Es reguliert die so genannte Sauerstoffbindekapazität des Muskels, denn die wird reguliert durch ein eisenhaltiges Enzym, das in der mitochondrialen Atmungskette lokalisiert ist.

Das Thema Sauerstoffbindekapazität ist ganz neu: Zum ersten Mal scheint klar zu sein, wo muskuläre Ausdauerleistungsfähigkeit steigt und fällt und vor allem … wo der Kalorienumsatz entsteht (Schiffer, 2010). Der Kalorienumsatz entsteht anscheinend genau dort: Je höher der Sauerstoffumsatz (= höhere Sauerstoffbindekapazität und höhere oxidative Kapazität), umso höher auch der Kalorienverbrauch.

Dies erklärt ein Naturparadox: Die besten Ausdauerathleten im Tierreich haben die höchsten Kalorienausgaben, obwohl man genau das Gegenteil annehmen würde. Denn es ist ökonomisch einfach nicht sinnvoll, ein Ausdauerathlet zu sein und gleichzeitig energetisch ineffizient. Aber anscheinend schließen sich Effizienz (auf Stoffwechselebene im Muskel) und Leistungsfähigkeit aus.

Fakt ist: Nie hatte ich dauerhaft einen niedrigeren RQ (Maß für die Oxidation von Fettsäuren) als zu Zeiten, wo Eisen (gemessen anhand des Ferritins) am höchsten war.

(Anmerkung: Dies könnte man auch schlicht damit erklären, dass ich im Verhältnis weniger Kohlenhydrate oxidiert habe - siehe unten -, dann nämlich verschiebt sich auch der RQ.)

Doch dieses extreme Verschieben in Richtung oxidativer Stoffwechsel (= Fettverbrennung) bringt auch Nachteile mit sich: Die Glukose­-Utilisation ist herabgesetzt und somit zwangsläufig auch die Glukose-­Toleranz.

Darüber hinaus scheint Eisen signifikant negativ den Glukose-­Stoffwechsel zu regulieren. In der Tat korreliert der Eisen-­Gehalt im Körper sehr stark mit der Inzidenz des metabolischen Syndroms. Offensichtlich kann man die Rolle von Eisen bezüglich der Stoffwechselentgleisung nicht abstreiten.

Eisen reguliert negativ die Glukose­-Transporter und andere Systeme des Glukose­-Stoffwechsels. Umgekehrt kann eine Eisen­-Restriktion den Glukose­-Stoffwechsel deutlich (!) verbessern.

Hier postuliere ich nun zum ersten Mal, dass Eisen-­Restriktion ein probates Mittel zu sein scheint, um metabolische Entgleisungen zu verhindern oder gar zu „heilen”.

Kleines Aber: Restriktion, ohne dass tatsächlich ein Mangel eintritt. Nun weiß ich, dass man die Fettleibigkeit nicht nur in einem „backward”-­Modus „heilen” kann (also durch Restriktion von Eisen), sondern gerade auch durch einen „forward”-­Modus (mehr Eisen für höhere oxidative Kapazität) – doch bei letzterer Intervention besteht die Gefahr, dass die Glukose­-Toleranz sich derart verschlechtert, dass Fettsäuren das Primärsubstrat sein müssen. Aber … das ist es für viele sowieso schon.

Die Qual der Wahl.

Übersetzt in unser Leben könnte das dann so aussehen: Je höher der Eisen-Gehalt im Körper, umso wahrscheinlicher wird die metabolische Entgleisung hin zum Diabetes*:

Eisen, Ferritin und Diabetes

(Bei der Korrelation von Ferritin mit Diabetes muss man aufpassen, weil chronische Entzündungen im Körper auch zur Ferritin-Anreicherung führen. Aufpassen also im Sinne von: Kausalität nicht verwechseln.)

Wer aufgepasst hat: Das gilt nur dann, wenn man Glukose (also Kohlenhydrate) essen will. Denken wir doch einmal an unseren Einzeller. Der entscheidet sich - metabolisch betrachtet - auch für ein Substrat.

Eisen: Toxin und Stoffwechselregulator

Wissenschaftler glauben heute zurecht, dass Eisen ein Kandidat ist, den man im Auge behalten sollte. Aber manche Forscher sagen auch, richtigerweise, dass Eisen eben ein Stoffwechsel-Regulator ist, wie hier gezeigt.

Mit Blick auf den Stoffwechsel sollte man sich dann vielleicht vor Augen führen, dass ein hoher Eisengehalt im Körper nicht oder nur sehr bedingt mit einer guten Glukose-Toleranz vereinbar ist. 

Und schon haben wir ein Rätsel gelöst: Wieso können viele Völker viele Kohlenhydrate essen? Die essen reziprok dazu vermutlich sehr viel weniger Fleisch und haben sehr viel mehr Phytinsäure in ihrer Nahrung, das Eisen bindet und ausschwemmt. Auch dieser Vorgang ist bei einigen in der Paleo-Welt negativ besetzt. Phystinsäure = böse. Nein, in diesem Kontext überhaupt nicht. Solange der Eisengehalt im Körper adäquat bleibt, ist das hier - wie gezeigt - sehr passend.

Um noch einmal auf die oben angeführten Trainingsguide-Inhalte zurückzukommen: Viele meiner Leser lesen auch woanders und sind fest davon überzeugt, dass der Ferritin-Wert nicht hoch genug sein kann. In meinen Augen ein fataler Gedanke - zumindest dann, wenn man insulinsensitiv sein möchte.

Extrem hohe Ferritin-Werte? Nicht zielführend

Nur um eine Sache zu erklären: Das meiste Eisen lagert im Hämoglobin (über 60 %), dann kommt Ferritin mit 30 %. Myoglobin macht nur noch 3,5 % aus und die anderen Häm-Enzyme (Cytochrome und so weiter) 0,5 %.

Wenn man über diese Verteilung nachdenkt, sollte klar werden, warum es keinen Sinn ergibt, den Ferritin-Wert ins Endlose steigern zu wollen. Wenn der Ferritin-Wert deutlich ansteigt, sollten alle anderen Eisen-Systeme längst abgesättigt sein.

Wie tief ist zu tief?

Anthony Colpo hat dazu ausgiebig Erfahrungen gesammelt. Er selbst sagt, dass sich sein Glukose-Stoffwechsel ganz dramatisch verbessert hat, nachdem er seine hohen Ferritin-Werte mit Phlebotomie gesenkt hat.

Und er berichtet auf seiner Seite auch, wann es zu viel des Guten war:

Als ich meinen Ferritin-Wert unter 30 senkte, begann ich mich während und nach Bike-Touren müde zu fühlen. Nachdem ich den Wert auf 40 anhob, war wieder alles in Ordnung.

Ein Ferritin-Wert von 30 und 40 ist eine Liga für sich und eine Gratwanderung, versteht sich. Man sollte immer bedenken, dass so etwas hoch individuell sein kann - manche kommen mit solchen Werte kaum noch aus dem Bett (die werden sicher gleich diesen Artikel kommentieren). Andere, wie Anthony Colpo, fahren damit hervorragend.

Im Anhang findest du zum weiterlesen eine Literatur-Liste.

Weiterführende Literatur

Interessant ist der Artikel bei Free The Animal - hauptsächlich für die englisch verstehenden Deutschen. Der Autor dort schrieb einen lesenswerten Artikel nieder, wenngleich diese Extrapolation durchaus etwas zu weit geht - meiner Meinung nach.

Ansonsten, auch lesenswert, wie immer, die Quellenangabe wie folgt.

Literatur

Choi, Joo Sun; Koh, In-Uk; Lee, Hyo Jung u. a. (2013): "Effects of excess dietary iron and fat on glucose and lipid metabolism". In: The Journal of Nutritional Biochemistry. 24 (9), S. 1634-1644, DOI: 10.1016/j.jnutbio.2013.02.004.

Cooksey, Robert C et al. "Dietary iron restriction or iron chelation protects from diabetes and loss of β-cell function in the obese (ob/ob lep−/−) mouse." American Journal of Physiology-Endocrinology And Metabolism 298.6 (2010): E1236-E1243.

Dongiovanni, Paola et al. "Dietary iron overload induces visceral adipose tissue insulin resistance." The American journal of pathology 182.6 (2013): 2254-2263.

Fargion, Silvia et al. "Hyperferritinemia, iron overload, and multiple metabolic alterations identify patients at risk for nonalcoholic steatohepatitis." The American journal of gastroenterology 96.8 (2001): 2448-2455.

Farrell, Peter A, John L Beard, and Marlin Druckenmiller. "Increased insulin sensitivity in iron-deficient rats." The Journal of nutrition 118.9 (1988): 1104-1109.

Fernández-Real, José Manuel, Abel López-Bermejo, and Wifredo Ricart. "Cross-talk between iron metabolism and diabetes." Diabetes 51.8 (2002): 2348-2354.

Gabrielsen, J Scott et al. "Adipocyte iron regulates adiponectin and insulin sensitivity." The Journal of clinical investigation 122.10 (2012): 3529.

Haurie, V.; Boucherie, H.; Sagliocco, F. (2003): „The Snf1 Protein Kinase Controls the Induction of Genes of the Iron Uptake Pathway at the Diauxic Shift in Saccharomyces cerevisiae“. In: Journal of Biological Chemistry. 278 (46), S. 45391-45396, DOI: 10.1074/jbc.m307447200.

Huang, J.; Jones, D.; Luo, B. u. a. (2010): „Iron Overload and Diabetes Risk: A Shift From Glucose to Fatty Acid Oxidation and Increased Hepatic Glucose Production in a Mouse Model of Hereditary Hemochromatosis“. In: Diabetes. 60 (1), S. 80-87, DOI: 10.2337/db10-0593.

Kim, Jonghan et al. "Iron loading impairs lipoprotein lipase activity and promotes hypertriglyceridemia." The FASEB Journal 27.4 (2013): 1657-1663.

Minamiyama, Yukiko et al. "Iron restriction improves type 2 diabetes mellitus in Otsuka Long-Evans Tokushima fatty rats." American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism 298.6 (2010): E1140-E1149.

Piperno, Alberto et al. "Increased serum ferritin is common in men with essential hypertension." Journal of hypertension 20.8 (2002): 1513-1518.

Schiffer, Tomas A; Larsen, Filip Jon; Ekblom, Björn u. a. (2010): „Mitochondrial Oxygen Affinity Predicts Basal Metabolic Rate in Humans“. In: Free Radical Biology and Medicine. 49 , S. S215, DOI: 10.1016/j.freeradbiomed.2010.10.628.

Valenti, Luca et al. "Iron depletion by phlebotomy improves insulin resistance in patients with nonalcoholic fatty liver disease and hyperferritinemia: evidence from a case-control study." The American journal of gastroenterology 102.6 (2007): 1251-1258.

Wrede, CE et al. "Association between serum ferritin and the insulin resistance syndrome in a representative population." European Journal of Endocrinology 154.2 (2006): 333-340.

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Insulinwirkung und Eisenwerte verstehen – Das steckt wirklich dahinter

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Die Wirkung von Insulin und warum hohe Eisenwerrte nicht immer toll sind

Wieso habe ich das Gefühl, dass meine Artikel zum Thema Insulin-Sensitivität nicht richtig ankommen?

Vielleicht liegt es daran, dass Begriffe wie Insulin-Sensitivität, ß-Zellen sehr abstrakt sind.

Low Carb: Niedriges Insulin, niedrige Insulin-Sensitivität

Nun: Wieso praktizierst du denn eigentlich eine Low-Carb-Diät? Hast du einmal über denn eigentlichen Sinn nachgedacht?

Ja, ja, du hast schon recht: Damit lässt es sich abspecken.

Aber der eigentliche Grund, warum jemand auf die Idee kam, diese Kohlenhydrate zu streichen, war: dauerhaft niedriges Insulin.

Denn wir haben gelernt: Niedriges Insulin = Gesundheit. Das Gegenteil kann man auch studieren, wird in aller Regelmäßigkeit auch genutzt, um zu zeigen, wie schlecht Kohlenhydrate für uns sind.

Grundsätzlich aber gilt: Je tiefer du mit der Kohlenhydrat-Menge gehst, umso insulinresistenter wirst du. Ja, du hast dann zwar ein niedriges Insulin, aber das Hormon wirkt nicht mehr so gut. Das nennt sich physiologische Insulinresistenz, ein temporärer Zustand, der Glukose für wichtige Organe sparen soll.

Insulinresistenz heißt: Katabolismus

Insulinresistenz, in ihrer pathologischen Form, ist, gelinde gesagt, schlecht für dich und deine Gesundheit. Denn Insulin ist ein sehr nützliches anaboles Hormon. Das weiß jeder Diabetiker: Dem fällt nicht nur der Speck von den Hüften, sondern auch die Muskulatur (auch das Herz schrumpft) und die Knochen, das Immunsystem wird lasch, die Arterien gehen kaputt und so weiter.

Die Natur hat sich etwas dabei gedacht, als sie Anabolismus entwickelt hat. Für alle oben angeführten Prozesse brauchen wir die Insulin-Wirkung. Egal ob mediiert via Insulin oder via IGF, dem Wachstumshormon.

Diese Ausführung gilt nur bedingt für Low-Carb-Praktizierende. Denn ein hoher Protein-Anteil alleine kann einen Anabolismus wahren, wenngleich dies nicht über den klassischen Insulin-Rezeptor-vermittelten Weg passiert. Aminosäuren können sogenannte downstream targets des anabolen Signalwegs direkt ansprechen. Dies ist ein Grund, warum der Protein-Bedarf bei Low-Carb-Ernährungen deutlich ansteigt. Die Anabolismus-Wirkung des Insulins flacht schlicht ab und das will kompensiert werden.

Insulin-Sensitivität: Wenig Insulin, große Wirkung

Insulin-Sensitivität hat zwei Bedeutungen. Zum einen bedeutet es, dass die Zellen sehr empfindlich gegenüber leichten Konzentrationserhöhungen des Insulins sind. In anderen Worten: Insulin wirkt intensiv. Zum anderen, das folgt daraus, brauchen wir viel weniger Insulin.

Hier haben wir genau den Punkt: Eine gute Insulin-Wirkung inklusive niedrige Insulin-Konzentrationen.

Dieser Zustand ist herrlich. Jedes Stück Traubenzucker landet sofort im Muskel und aktiviert dort heilende (!) Signale.

Insulinwirkung ist wichtig!

Auf was will ich eigentlich hinaus? Ich will, dass du lernst, dass es uns nicht so sehr um Kohlenhydrate geht, sondern eher um die Wirkung des Insulins.

Da gibt es einfach ein paar persönliche Hintergründe. Wer es persönlich erlebt, der denkt darüber vermutlich anders. Ich jedenfalls habe beide Extreme (sehr gut und sehr schlechte Insulin-Sensitivität) schon erlebt.

Rotes Fleisch macht Diabetes

Veganer und Vegetarier sind vielen von uns in einer Sache voraus: Sie haben nachweislich eine bessere Insulin-Sensitivität. Der Grund dafür heißt, leider Gottes, rotes Fleisch.

Rotes Fleisch beeinträchtigt die metabolische Gesundheit. Zumindest bei denjenigen, die viel Fleisch essen und gleichzeitig Kohlenhydrate präferieren. Das funktioniert nicht, das sagte ich schon einmal. Umgekehrt: Wer sowieso keine Kohlenhydrate essen will, der kann durchaus so viel rotes Fleisch essen, wie er will. Dennoch sollte man sich über gewisse Zusammenhänge und Auswirkungen im Klaren sein.

Derzeit lese ich eine spannende Lektüre: Exposing the Hidden Dangers of Iron. Geschrieben von einem führenden Eisen-Wissenschaftler, E. D. Weinberg, der nichts anderes seit über 50 Jahren macht.

Weil ich die Studie selbst kenne und er sie auch nannte, will ich eine Textstelle zitieren:

In einer Studie mit 30 Vegetariern und 30 Fleisch-Essern wurde gezeigt, dass Fleisch-Esser doppelt so hohe Ferritin-Werte haben und eine doppelt so schwere Insulin-Resistenz. Aderlass bei sechs Fleisch-Essern senkte den Ferritin-Werte und die Insulin-Resistenz auf das Niveau der Vegetarier.

Aderlass bei Patienten mit Fettleber halbierte (!!) die Insulin-Werte.

Und so weiter. Ich kenne diese Studien. Ich kenne auch Studien, die zeigen, dass Eisen-Restriktion ohne Anämie vor Diabetes schützt - und das, obwohl alle Kontroll-Tierchen schon längst an Diabetes erkrankten.

Was ich damit sagen will: Eisen ist problematisch. Noch in ganz vielen anderen Bereichen, auf die ich sehr bald näher eingehen will. Zum Beispiel Alzheimer.

"Eisen-Tuning": Nicht erstrebenswert

Manche verrennen sich im Blut-Tuning und schicken mir ihre Ferritin-Werte von 300 ng/ml. E. D. Weinberg würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das ist lt. Weinberg bereits Eisen-(Über-)Ladung. Meistens funktioniert bei diesen Menschen nur noch eine Low-Carb-Ernährung und eine adäquate Glukose-Toleranz ist nicht mehr ohne Weiteres gegeben.

Ich finde, das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie einzelne Mikronährstoffe den ganzen System-Kontext verändern können. Frei nach dem Motto: Änderst du eine Sache, änderst du alles.

Wie viel Eisen ist gut?

Wie viel, besser: wie wenig Eisen tatsächlich gebraucht, um ein adäquates Insulin-Signaling zu gewährleisten, das kann sicher keiner beantworten, da auch die individuelle Reaktion auf den Füllstand des Eisensspeichers so unterschiedlich ausfallen kann.

Weiterhin kann man auch nicht sicher sagen, wie viel Insulin-Sensitivität wir brauchen bzw. wie viel Eisen reziprok dazu andere Stoffwechsel-Wege aktiviert, die auch nützlich sein können. Denn ohne Fragen: Knipsen wir das Insulin-Signal gänzlich aus, könnten sich unsere Zellen verhalten wie Fadenwurm-Mutanten (C. elegans), die lange leben. Auch hier gilt: Zu welchem Preis?

Also: Derzeit ist es sicher schwer einzuschätzen, was langfristig betrachtet ganz toll ist oder nicht. Wir sollten schlicht über dieses Verhältnis (Eisen/Insulinresistenz) Bescheid wissen und bewusst damit spielen, um eine zufriedenstellende Lösung für uns zu finden.

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„Ich vertrage keine Kohlenhydrate“: Hier ist die Lösung

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Mit Eisenrestriktion kannst du deine Insulinwerte verbessern

Kein anderes Thema beeindruckt mich in den letzten Wochen derart.

Über Insulin-Sensitivität haben wir wahrlich oft gesprochen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten - Möglichkeiten, warum Insulin-Resistenz entsteht und Möglichkeiten, diese umzukehren, wieder normal auf das Hormon Insulin zu reagieren und, ganz wichtig, „Kohlenhydrate zu vertragen".

In ein besonderes Licht rückte dabei Eisen in den letzten Wochen.

Eisen ist wahrlich ein besonderes Atömchen. In vielerlei Hinsicht.

Wir müssen den Eisen-Stoffwechsel studieren

Doch wollen wir zügig zum Punkt kommen.

Wir haben bereits vor Monaten über die Eisen-Wirkung berichtet: in unserem Trainingsguide. Auch in den letzten Wochen ist ein Artikel zum Thema Eisen in Relation zur Insulin-Sensitivität bei uns erschienen. Wie es mir scheint, wurde darüber im deutschen Internet noch nicht publiziert. Meine Meinung: Es wird Zeit.

Vor mir liegt eine beeindruckende Arbeit, die mir persönlich aufzeigt, dass die vielen Hinweise und Vermutungen stimmen.

Man könnte es in etwa so formulieren:

Eisen reguliert die Fähigkeit, auf das Hormon Insulin anzusprechen, entsprechend die Fähigkeit, Glukose aufzunehmen und als Substrat zu oxidieren. 

Kommen wir zur Arbeit. Was wurde dort gemacht? Es ist schlicht eine Beweisführung der besonderen Art, weil die Wissenschaftler sehr willig waren, diverse Experimente (nicht nur eins) durchzuführen. Aber nun los:

HIF-1α reguliert Glukose-Stoffwechsel

Zunächst einmal das übliche Prozedere. Eine Leber-Zelle eines Tieres wird untersucht. Die Forscher nutzten einen Eisen-Chelator (Substanz, die Eisen bindet und unbrauchbar macht), um der Zelle freies Eisen zu rauben. Es wurden einige Experimente durchgeführt, die zu folgendem Schluss kamen:

Die Zelle bildete nicht nur mehr Insulin-Rezeptoren-RNA (Vorstufen des Proteins), sondern auch mehr Glut1-Transporter, Glukose-Transporter.

Dies ging einher mit einer deutlichen Erhöhung des HIF-1α, dem hypoxia-inducible factor.

Reden wir zunächst über diesen Hypoxie-Faktor: Das ist ein Protein, das aktiv wird, wenn, relativ betrachtet, der Sauerstoffgehalt der Zellen abnimmt. Das klingt alles andere als toll, ist aber wichtig: So spielt HIF-1α eine wesentliche Rolle bei der Sport-induzierten zellulären Anpassung, aber auch, ganz modern, bei dem Glukose-Sensing der ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse. In anderen Worten: HIF-1α muss vorhanden sein, sodass die Bauchspeicheldrüse überhaupt erkennt, dass sie Insulin produzieren soll. Nun scheint es so, als ob HIF-1α durch die Eisen-Konzentration reguliert wird. Ergibt Sinn, da Eisen für gewöhnlich Sauerstoff bindet und so der Zelle als Marker dient. Tatsächlich wird HIF-1α destabilisiert durch Eisen und Sauerstoff, im Umkehrschluss stabilisiert durch einen relativen Konzentrationsabfall einer der beiden Komponenten. Wichtig ist, dass klar ist, dass es immer Spektren sind. Es gibt kein An- und Ausschalter. Hieße: Ein bisschen weniger Eisen = ein bisschen mehr HIF-1α.

HIF-1α also, so scheint es, reguliert im Umkehrschluss die Glukose-Aufnahme via Erhöhung der Insulin-Rezeptor- und Glukosetransporter-Konzentration. Auch das ergibt durchaus Sinn. Erklärt zum Beispiel hier.

Eisen reguliert Insulin-Rezeptor-Funktion und anabole Downstream-Targets

Weitere Untersuchungen ergaben erneut, dass Eisen-Depletion zur deutlichen Erhöhung der Insulin-Rezeptor-Konzentration führt. Doch nicht nur das, auch die Insulin-Bindung an den Rezeptor war deutlich besser. Umgekehrt verschlechterte die Eisen-Gabe die Insulin-Bindung deutlich!

Auch wurde bestätigt, was wir alle erahnen konnten: Der anabole Signalweg war aktiver (PI3K/Akt-Weg), erneut wurde gezeigt, dass die Glukose-Transporter-Konzentration dramatisch höher war und, ganz wichtig, auch die glykolytischen Enzyme wurden entsprechend nach oben reguliert.

Im Tier: Eisen steuert den Glukose-Stoffwechsel

Wie gesagt, die Forscher gaben sich Mühe. Es folgte noch ein In-Vivo-Modell. Das ist der wichtigste Teil.

Zwei Gruppen Ratten. Die eine Gruppe wurde mit unserem Eisen-Chelator behandelt. Die Körpergewichte unterschieden sich nicht deutlich. Die Eisen-Chelator-Gabe halbierte den Leber-Eisen-Gehalt und halbierte den Blut-Eisen-Gehalt (spielt für uns sowieso keine Rolle, da Ferritin der Marker der Wahl ist). Der Hämatokrit-Wert sank zwar, aber nicht sehr deutlich, es bleibt fraglich, ob die Tiere eine Anämie entwickelten.

Der Punkt ist:

  • Niedrigere Nüchtern-Blutzucker-Werte
  • Nahezu halbierte Insulin-Werte
  • Bis zu 10-mal (!!) mehr Glukose-Transporter-RNA (Vorstufe des Proteins)
  • Die Insulin-Rezeptor-Dichte lag nun bei 600 % (!!)
  • HIF-1α-Konzentration verdoppelte sich
  • Der anabole Signalweg (gemessen: Akt und Co.) war deutlich aktiver

(Grafik: A, B, C, D, weiße Balken: ohne Eisen-Chelator, schwarze Balken: mit Eisen-Chelator.)

Blutzuckerwerte nach Eisenchelator

In einem weiteren In-Vivo-Modell, dieses Mal wurden die Tierchen gemästet, war die Glukose-Toleranz der Eisen-Chelator-Gruppe dramatisch verbessert. Durchgeführt wurde ein Glukose-Toleranz-Test: Nach 120 Minuten betrug die Blutglukose-Konzentration der Eisen-Chelator-Gruppe nur einen Bruchteil der Kontrollgruppen-Konzentration und eine Eisen-Supplementation erhöhte sogar diese Werte noch (Grafik: E). Wichtig ist, dass in diesem Modell typischerweise eine Insulin-Resistenz entsteht, freilich einhergehend mit einer Glukose-Intoleranz. Hier also zeigt sich, dass Eisen-Depletion diese Effekte zumindest teilweise puffern kann.

Zusammengefasst

Zusammenfassen kann man die Ergebnisse wie folgt:

Glukose und Eisen

Diese Ergebnisse sind in ihrer Aussage vollkommen konform mit anderen Studien-Resultaten. Die Ergebnisse legen nahe, dass Eisen alleine ganz signifikant den Glukose-Stoffwechsel reguliert und steuert. Dies gilt sowohl für diese Modelle, als auch für In-Vivo-Situationen im Menschen, denn auch hier wurde Ähnliches gezeigt, in ähnlichem Ausmaß - das Gute: Ohne dabei eine Anämie bzw. einen massiven Mangel zu induzieren.

Eisen-Stoffwechsel: Ein Kandidat, um Gesundheit zu "lenken"

Systemisch betrachtet bringt mich das zu unserer heutigen Ernährungslandschaft. Wir, Menschen der Western Society, wundern uns über die Fähigkeit diverser Kulturen, exorbitante Mengen an Kohlenhydraten zu verzehren, ohne dabei die klassischen Symptome zu erfahren, die wir hier angeblich aufgrund des Kohlenhydrat-Konsums erfahren. Nun glaube ich, dass manche Menschen sich daraus eine selbsterfüllende Prophezeiung bauen und ihre Glukose-Toleranz nachhaltig zerschießen, wenn sie zu einer reinen Fleisch-basierten Ernährung switchen. Umgekehrt nämlich, da muss ich direkt an die Blue Zones denken, schaufeln diese Menschen vermutlich nicht nur weniger Häm-Eisen (= beste Bioverfügbarkeit) in sich hinein, sondern nutzen auch die Vorteile der Phytinsäure, die vermutlich als In-Vivo-Chelator fungiert. Auch Grüntee via EGCG wirkt so.

Spinnen wir das Konstrukt weiter und sehen die vielen Verbindungen, wird klar, dass man mit Eisen vorsichtig umgehen sollte. So ist Eisen involviert in vielerlei Pathogenesen, insbesondere auch bei der so gefürchteten Alzheimer-Erkrankung. Tatsächlich lassen sich viele Gesundheitseffekte, die durch Kalorienrestriktion hervorgerufen werden, durch Eisen-Restriktion mimen - zumindest in Modell-Organismen. So auch die Länge der Lebensspanne. Kalorienrestriktion verringert auch die Eisen-Konzentration des Gehirns, die mit zunehmenden Alter steigt.

Ich finde, dieses Beispiel ist großartig, um zu demonstrieren, worum es uns eigentlich geht. Gesetze dahinter erkennen. Den Körper erkunden, wissen, wann, wie und warum etwas ist, wie es ist.

Wer also keine „Kohlenhydrate verträgt", aber einen Ferritin-Wert von 150-200 hat, der ... na ja, weiß nun Bescheid.

Bevor wir dieses Kapitel vorerst abschließen, will ich anmerken, dass man diese Ergebnisse auch zur Kenntnis nehmen und ... Low-Carb leben kann. Mit hohen Eisen-Werten. Kein Problem. Aber der basale Anabolismus ist weniger stark ausgeprägt und die Glukose-Toleranz deutlich eingeschränkt. Soll heißen: Nicht lästern über die schlechten Kohlenhydrate, während man selbst alles andere als die optimalen Bedingungen für eine optimale Glukose-Utilisation mitbringt.

Und der vegane Bodybuilder ... macht wohl mehr richtig als bisher gedacht :-) Zumindest in puncto Glukose-Toleranz.

Literatur 

Belaidi, Abdel A.; Bush, Ashley I. (2015): „Iron neurochemistry in Alzheimer's disease and Parkinson's disease: targets for therapeutics“. In: J. Neurochem.., S. n/a-n/a, DOI: 10.1111/jnc.13425.

Cheng, Kim; Ho, Kenneth; Stokes, Rebecca u. a. (2010): „Hypoxia-inducible factor-1α regulates β cell function in mouse and human islets“. In: Journal of Clinical Investigation. 120 (6), S. 2171-2183, DOI: 10.1172/jci35846.

Cook, Christopher I; Yu, Byung Pal (1998): „Iron accumulation in aging: modulation by dietary restriction“. In: Mechanisms of Ageing and Development. 102 (1), S. 1-13, DOI: 10.1016/s0047-6374(98)00005-0.

Dongiovanni, Paola; Valenti, Luca; Ludovica Fracanzani, Anna u. a. (2008): „Iron Depletion by Deferoxamine Up-Regulates Glucose Uptake and Insulin Signaling in Hepatoma Cells and in Rat Liver“. In: The American Journal of Pathology. 172 (3), S. 738-747, DOI: 10.2353/ajpath.2008.070097.

Jellinger, K.; Paulus, W.; Grundke-Iqbal, I. u. a. (1990): „Brain iron and ferritin in Parkinson's and Alzheimer's diseases“. In: J Neural Transm Gen Sect. 2 (4), S. 327-340, DOI: 10.1007/bf02252926.

Mandel, S et al. "Green tea catechins as brain-permeable, non toxic iron chelators to “iron out iron” from the brain." Oxidative Stress and Neuroprotection (2006): 249-257.

Massie, Harold R.; Aiello, Valerie R.; Williams, Trevor R. (1993): „Inhibition of iron absorption prolongs the life span of Drosophila“. In: Mechanisms of Ageing and Development. 67 (3), S. 227-237, DOI: 10.1016/0047-6374(93)90001-8.

Schiavi, Alfonso; Maglioni, Silvia; Palikaras, Konstantinos u. a. (2015): „Iron-Starvation-Induced Mitophagy Mediates Lifespan Extension upon Mitochondrial Stress in C. elegans“. In: Current Biology. 25 (14), S. 1810-1822, DOI: 10.1016/j.cub.2015.05.059.

Weinreb, Orly et al. "Neuroprotective molecular mechanisms of (−)-epigallocatechin-3-gallate: a reflective outcome of its antioxidant, iron chelating and neuritogenic properties." Genes & nutrition 4.4 (2009): 283-296.

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3 neue Studien, die dich interessieren sollten

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3 Studien

Die letzten Wochen haben sich wieder eine Menge brauchbarer Studien angesammelt. Die werden fleißig als Lesezeichen abgespeichert, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann lese :-) Nein, in der Regel lese ich sie direkt, finde aber akut keine Verwendung.

Daher, wie du sicher weißt, gibt es in regelmäßigen Abständen unseren "Studien-Check".

Heute einmal mehr. Und los.

1. Hartes Fett macht Zellmembran hart

Na ja, okay. Das war überspitzt formuliert. Aber uns edubily-Lesern ist geläufig, dass wir selbst, zumindest zu einigen Teilen, in der Hand haben, wie fluide und beweglich unsere Zellmembranen sind.

Dies hat weitreichende Folgen, denn in der Zellmembran sitzen Rezeptoren, mithilfe derer die Zelle von außen Signale empfängt und entsprechend mit ihrer Umwelt kommunizieren kann. Wir hatten darüber schon am Beispiel der Omega-3-Fettsäuren im Hinblick auf die Insulin-Rezeptor-Funktion berichtet.

Nur: Wir wissen nicht, wie beweglich und fluide eine Membran sein sollte, so, dass die vielen Rezeptoren ordentlich funktionieren.

Ein weiterer Hinweis, dass sie beweglich sein sollten, stammt aus dem Jahr 1995. Dort hat man festgestellt, dass der ß-Adrenorezeptor der Fettzellen ganz offensichtlich gerne in einer fluiden Membran sitzt. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Zellmembran-Fluidität der Nager abnimmt, wenn man ihnen Rinderfett verfüttert. Als Folge reagierten die ß-Adrenorezeptoren nicht mehr so gut. Dies zeigte sich durch eine verringerte Adrenalin-Affinität.

Adrenalin, als Beispiel, bindet an ß-Adrenorezeptoren. Als Folge werden im Fettgewebe Triacylglycerine gespalten, die dann Fettsäuren in den Blutkreislauf abgeben.

Literatur:

Matsuo, Tatsuhiro; Sumida, Hiroshi; Suzuki, Masashige (1995): „Beef tallow diet decreases β-Adrenergic receptor binding and lipolytic activities in different adipose tissues of rat“. In:Metabolism. 44 (10), S. 1271-1277, DOI: 10.1016/0026-0495(95)90028-4.

2. Chrom macht Zellmembranen beweglich

Wenn wir schon beim Thema sind: Die Entstehung einer Insulin-Resistenz kann durch viele Umstände begünstigt werden. Darüber berichten wir extrem häufig. Auch heute: Chrom ist vermutlich nicht das Heilmittel, wenn es darum geht, deine "übergewichtsinduzierte" Insulin-Resistenz loszuwerden.

Aber, wie wir schon einmal berichteten: Chrom ist absolut essentiell für einen ordentlichen Glukose-Stoffwechsel, denn es ist Cofaktor eines Proteins namens Chromodulin. Chromodulin verstärkt die Insulin-Wirkung mehrfach. Wenn du also keine Kohlenhydrate "verträgst", dann solltest du wenigstens einmal eine Haarmineralanalyse gemacht haben, um eine starke Chrom-Defizienz auszuschließen.

Lange fragten sich Forscher, warum Chrom wirkt, selbst dann, wenn schon genug Chromodulin vorhanden ist. Die Antwort steht in der Studie: Chrom moduliert die Zellmembran - es nimmt Cholesterin weg. Cholesterin versteift unter normalen Bedingungen die Zellmembran, sodass die eben nicht mehr so beweglich ist. Gleicher Mechanismus wie oben, nur, dass hier eben nicht die gegessenen Fettsäuren schuld sind, sondern der hohe Cholesterin-Anteil der Membran.

Literatur:

Chen, Guoli; Liu, Ping; Pattar, Guruprasad R. u. a. (2006): „Chromium Activates Glucose Transporter 4 Trafficking and Enhances Insulin-Stimulated Glucose Transport in 3T3-L1 Adipocytes via a Cholesterol-Dependent Mechanism“. In: Molecular Endocrinology. 20 (4), S. 857-870, DOI: 10.1210/me.2005-0255.

3. Alpha-Liponsäure arbeitet gegen neurodegenerative Erkrankungen

Wir alle kennen sie. Die älteren Herrschaften, deren Gehirn plötzlich nicht mehr will. Großes Rätselraten heute, was wohl die verschiedenen Auslöser für das Spektakel sind. Ich kriege das live mit an der Uni - Forscher geben sich viel Mühe, denn dahinter steckt natürlich viel Geld. Wer die Erkrankung heilt ... na ja ...

In "alternativen Kreisen" (das sind Wissenschaftler, die nicht an irgendwelchen Membranproteinen von Alzheimer-Neuronen forschen) rücken 1-2 Kandidaten immer deutlicher ins Zentrum: Da wären zu nennen einmal Eisen und einmal Kupfer. Beides redox-aktive Spurenelemente, die, wenn sie sich anreichern, böse Veränderungen vornehmen können, um es einmal lieb auszudrücken.

Eisen blockt das Insulin-Signaling, darüber hatten wir berichtet. Das ist blöd für das Gehirn, weil dieses eben vornehmlich Glukose oxidiert, auch wenn heute einige Kandidaten meinen, der Ketose-Stoffwechsel sei zwingend notwendig für ein funktionierendes Gehirn. Stimmt natürlich, dann, wenn das Gehirn die Glukose nicht mehr mag.

Glukose-Intoleranz (und Insulin-Resistenz) des Gehirns ist ungünstig, denn das Gehirn braucht neben dem elektronenreichen Stoff (Glukose) auch anabole Signale, damit es weiter wachsen und gedeihen kann.

Mittlerweile scheint klar zu sein, dass sich Eisen mit zunehmendem Alter im Gehirn anreichert, aus welchen Gründen auch immer. Neben seiner pro-oxidativen (= entzündungsfördernden) Wirkung hemmt es eben auch das Insulin- und Glukose-Signaling, mit denkbar schlechten Folgen. So ist Eisen massiv involviert in vielerlei neurodegenerativen Pathogenesen.

Logischerweise wird derzeit intensiv an Stoffen geforscht, die Eisen aus dem Gehirn holen sollen. Es gibt schon einige gute "Künstliche" (z. B. M30), allerdings auch sehr viele gute "Natürliche": So zum Beispiel alpha-Liponsäure, aber auch EGCG (Grüntee) oder Curcumin (Kurkuma).

In der hier zitierten Studie konnte man die hohen, altersbedingten Eisen-Werte des Gehirns auf ein jugendliches Niveau senken - durch alpha-Liponsäure. Leider nur eine Ratten-Studie, aber es gibt eine Vielzahl dieser Studien und mir scheint der Mechanismus dahinter Spezies-übergreifend zu sein.

Literatur:

Suh, Jung H.; Moreau, Régis; Heath, Shi-Hua D. u. a. (2005): „Dietary supplementation with ( R )-α-lipoic acid reverses the age-related accumulation of iron and depletion of antioxidants in the rat cerebral cortex“. In: Redox Report. 10 (1), S. 52-60, DOI: 10.1179/135100005x21624.

Fazit: Zellbiologie ist die Zukunft

Immer noch.

Denn abgesehen von den Stoffen, die man potenziell zuführen kann, geht es in erster Linie darum, Gesetze hinter Prozessen zu erkennen. Da ich das Gefühl habe, dass "Gesetz" so aufgeblasen wirkt, könnten wir es auch einfach nennen: Ein besseres Verständnis entwickeln.

Ein Beispiel: Wenn man(n) von der Ausstattung her dem Papa ähnelt, der in seiner spezifischen Umwelt allerdings kränkelt (hohes Cholesterin, hoher Blutdruck etc.), dann sollte man sich vielleicht fragen, ob man seinen Körper in eine ähnliche Umwelt stecken will, oder, ob ich versuche, meine Gene in die richtige Richtung zu drücken.

Manche haben es leicht, die kommen anscheinend mit "fitten Genen" zur Welt. Andere sind eben nicht so beglückt und müssen sich aktiver, deutlicher um die selbst gestaltete Umwelt kümmern. Denn alles, was auf uns wirkt, ist Umwelt.

Ich bin mir aber sicher, dass viele von den Lesern bereits in dieser misslichen Lage stecken, sonst würden sie hier nicht lesen.

Was für uns Spezialisten heute also völlig normal ist (iss gescheit [was ist das?], treibe Sport, miss mal nach), scheint für 90-95 % der Deutschen 0,0 % relevant zu sein. Der Grund ist, dass man es ihnen nicht sagt! Sie nicht aufklärt.

Die verstehen eben nicht, dass der katabole Osteoporose-Knochen lange bevor er so klein, schmächtig und zerbrechlich wird, gezieltes, schweres Krafttraining braucht, damit er anabol wird und bleibt. Die verstehen eben nicht, dass Alzheimer nicht vom Himmel fällt, sondern ... na ja, kann man ja heute alles nachlesen.

Die Zukunft wird personalisiert sein. Schlaue Leser praktizieren das heute schon. Personalisiert bedeutet, dass jeder seine ganz eigene Biologie studieren und kennenlernen muss, um die richtigen Entscheidungen für SICH zu treffen. Die erste Hürde, an der viele scheitern, ist bereits die Frage nach der einen richtigen Ernährung ... Bei manchen dauert es Jahre, bis sie verstehen, dass sie nicht nach der einen richtigen Ernährung fragen müssen, sondern nach der einen richtigen Ernährung für SIE, für SICH, für den JETZTIGEN ZEITPUNKT.

Und als nächstes sollte man sich dann erkundigen, was - neben meiner genetischen Ausstattung - da noch so auf meinen Körper wirkt, das meine Körperchemie beeinflusst. Und jetzt lesen wir den Artikel noch einmal. :-)

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Mikronährstoffe sind Information

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Informationen

Viele, die sich für Gesundheit interessieren, kommen früher oder später in Kontakt mit Nahrungsergänzungsmittel. Dies liegt daran, dass es - zumindest in unseren Kreisen - immer legitimer und selbstverständlicher wird, das zu nehmen, was dem Körper fehlt oder im therapeutischen Sinne zu ergänzen, nach dem Motto: XY hilft gegen meine Herzrhythmusstörungen.

System Mensch vs. menschliche Systeme

Wir sehen den Körper dabei als System, das nur dann ordentlich funktioniert, wenn alle System-Komponenten ordentlich funktionieren können.

Das ist richtig. Richtig gedacht. Aus menschlicher Sicht.

Aus Sicht eines Organismus, der seit Jahrmillionen auf Überleben getrimmt ist, stimmt das nur bedingt. Denn ein menschliches System denkt relativ eindimensional. Nehmen wir als Beispiel das Auto. Wenn dort die Bremsscheiben kaputt gehen, dann ... na ja, funktionieren die Bremsen irgendwann vielleicht nicht mehr. Das ist eindimensional. Teil geht kaputt, ganzes Auto geht eventuell kaputt - zumindest, wenn man weiterfahren würde wie bisher und wir daraus, gedanklich, eine lineare Extrapolation werden lassen.

Nun hilft diese Art des Denkens zwar, unseren Organismus besser zu verstehen und nachvollziehen zu können, was irgendwo in uns gerade schief läuft, aber es wird hinderlich, wenn wir dieses Denken stur anwenden wollen.

Denn wäre der menschliche Organismus dieses oben beschriebene kaputte Auto, dann wären dem Auto vielleicht neue Bremsscheiben "gewachsen" oder es hätte, wie der Körper, andere "Ausweichmöglichkeiten" bereitgestellt, um diesen Verlust der Systemkomponente zu kompensieren. Diese Vorstellung widerstrebt uns, da wir immer davon ausgehen, dass "Weniger", "Kompensation" oder "Alternative" nicht gut sind oder schlechter als das, was da eigentlich hingehört.

Das sind allerdings Vermenschlichungen.

Denn wer will bestimmen, was gut ist, was da hin gehört und was nicht?

Machen Vitamine dick?

Ich will auf etwas Fundamentales hinaus: Auf die Adaptionsfähigkeit des Organismus.

Es gehört dazu, in alle Richtungen zu denken. Einige Wissenschaftler postulieren, dass es heute so viele dicke Amerikaner gibt, weil die Amerikaner nicht an Vitamin-Zusätzen sparen. Und tatsächlich weiß man, dass das ein oder andere Vitamin die Zunahme eben auch beschleunigen kann. Dieselben Autoren glauben: Schwitzt man nicht oft genug, geht eine wesentliche "Vitamin-Entgiftungsfunktion" verloren, so, dass sich Vitamin-Abbau-Produkte vermehrt messen lassen und als Marker für eine Überdosierung genutzt werden können.

Ich glaube zwar nicht unbedingt daran, dass das so stimmt, aber interessant ist die Hypothese allemal.

Sind Mikronährstoffe "Information"?

Mikronährstoffe sollten, wie keine anderen Umwelteinflüsse, unser Genom, unsere Epigenetik, beeinflussen. Warum? Weil es diese Stoffe sind, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Nur so kann der Körper "messen", wie es um unsere Versorgungslage bestellt ist. In anderen Worten: Ein extrem hoher Selektionsdruck war das Nahrungsangebot. Nichts ist und war wichtiger für einen Organismus, als adäquat auf Nahrungszufuhr zu reagieren.

Stellen wir uns einmal ganz plump folgendes Szenario vor: Eine stereotypische Vorstellung von einem Schwerübergewichtigen. Der trinkt nur Cola und isst nur hochverarbeitetes Industriefutter. Was könnte passieren? Richtig: Der Körper nimmt diese Energie-Flut wahr (ganz klassisch: Leptin) und steigert den Energieverbrauch, um das Equilibrium zu halten. Was aber, wenn der Körper diese Reaktion nicht vollständig umsetzen kann, weil er glaubt, es herrsche ein Nahrungsmangel?

Sollten Mikronährstoffe hier eine Rolle spielen, könnten hochverarbeitete Lebensmittel, deren Mikronährstoff/Gesamtenergie-Verhältnis sehr niedrig ist, zu Quasi-Nahrungsmangel-Reaktionen führen. Das könnte zum Beispiel so aussehen, dass Schwerübergewichtige eben nicht mehr mit einem erhöhten Energieverbrauch reagieren, dann, wenn sie mit Energie konfrontiert werden.

In der Natur sehen wir diese Phänomene überall. Es gibt immer "zentraler" Schalter, die dem Organismus zeigen, wie er reagieren kann und soll. Dort aber stimmt Umwelt mit Reaktion überein. Dort ist nix verfälscht, weil der Organismus eben angepasst ist und keine Verfälschung erlaubt ist. Ein Organismus kann sich womöglich nicht 3000 "leere" Kalorien einverleiben, sondern musste wohl, zwangsläufig, viele Begleitstoffe essen, die dem Organismus-System auch als Feedback-Signal dienen. Die also können ihre Umwelt nicht so verändern, dass "falsche" Signale gesendet werden.

Von Vitamin D zu Eisen: Wie regulieren diese Substanzen unsere Gene?

Ich sehe derzeit große Probleme.

Ich habe meine Bedenken einmal bei Vitamin D geäußert. Heute glauben wir, wir müssten immer und ganzjährig Vitamin-D-Wert XY anpeilen. Aber so funktioniert der Körper nicht. Er mag Zyklen und Periodisierung, ein Auf und Ab wie eine Sinus-Kurve. Wieso funktioniert ein Marshall-Protokoll? Wieso kann das genaue Gegenteil eines Vitamin-D-Hochs funktionieren, wenn wir doch fest davon überzeugt sind, dass erst ein hoher Vitamin-D-Wert das Funktionieren ermöglicht? Hier könnte man denken: Okay, vielleicht ist der Körper angepasst an ein Sommer-Hoch und an ein Winter-Tief. Vielleicht ergeben sich pathologische Zustände, wenn wir diese natürliche Periodisierung umgehen - zum Beispiel dadurch, dass wir über Jahre hinweg nicht genug Vitamin D im Sommer tanken. Dies wäre, auf die Jahre betrachtet, genauso schlecht wie die Situation heute, bei der wir alle Wert XY anpeilen wollen, quasi für immer.

Darüber hinaus könnte Vitamin D im Verhältnis zu Vitamin A auch ein metabolischer Schalter sein: Vor Monaten schon habe ich einen Facebook-Beitrag verfasst. Vitamin A reguliert den Fettstoffwechsel, Vitamin D scheint ihn generell eher zu unterdrücken und programmiert auf Fettaufbau. Ergibt Sinn: Normalerweise sollte der Vitamin-D-Wert am höchsten sein ... wann? Vor dem Winter, nach dem Sommer. Wann sollte der Vitamin-A-Wert relativ zu Vitamin D ansteigen? Im Winter.

Doch auch hier gilt: Ist dies relevant für alle Populationen? Spezies-übergreifend? Stimmt die Hypothese überhaupt?

Anderes Beispiel: L-Carnitin reguliert auf Muskel-Ebene nicht nur die Fähigkeit, generell Fettsäuren zu oxidieren, sondern auch den Muskelfaser-Typus. Viel Carnitin hilft dem Muskel, sich in Richtung einer oxidativen Faser zu entwickeln. Dies hat bedeutende Implikationen: Eine hohe Fettzufuhr könnte immer dann gegeben sein, wenn auch Tiere verspeist werden - und Tiere liefern enorme Mengen an L-Carnitin.

Beispiel Eisen: Eisen scheint den Glukose-Stoffwechsel zu regulieren. Wer hat die höchsten Eisen-Werte? Ein Fleischesser. Wer die niedrigsten? Diejenigen, die von Pflanzen leben. Nun sollte dies keinen Einfluss auf die Fitness (im biologischen Sinne) oder Gesundheit eines Organismus haben, solange kein Mangel vorliegt. Aber zwischen Mangel und Überschuss nutzt der Körper anscheinend die Variation, um den zellulären Stoffwechsel zu justieren, weg von der Glukose-Oxidation, hin zur Fettsäure-Oxidation.

Ein ideales Beispiel dafür, wie man selbst Probleme schaffen kann. Denn wenn wir beschließen, Kohlenhydrate zu essen, dem Körper aber die falschen Signale senden, indem wir künstlich Substanzen hinzufügen (hier zum Beispiel: Eisen), dann bauen wir uns - nicht wissend - einen "schwierigen" Zustand. Ich glaube, das sehen wir heute. Heute essen wir recht große Mengen an Fleisch und haben Probleme. Nicht, weil Fleisch per se schlecht ist, sondern weil wir es in einer ungünstigen Konstellation verzehren. Mein kleiner afrikanischer Uni-Kollege, ganz schlank, erzählte mir neulich von den vielen Nahrungsmitteln, die die in Ruanda verzehren. Fast nur Kohlenhydrate. Aber: Der hat - vielleicht aufgrund seiner Genetik - überhaupt keine Probleme mit dieser Art der Ernährung. Umgekehrt würde ich gerne wissen, wie sich dieser Organismus verhalten würde, würde man ihn wirklich in unsere Nische setzen (mit viel Fleisch zum Beispiel) und dann zurück schicken. Würden sich metabolische Parameter verändern?

Die Natur kennt keinen chronischen Zustand

Ganz egal: Ich bekomme immer öfter Mails von Lesern, die sich auf ein ganz bestimmtes Muster festnageln wollen und dabei jeden systemischen Aspekt ignorieren. Zugegeben: Es ist tierisch schwer, zumal wir eben so viel noch nicht wissen. Aber was wir sicher sagen können: Es ist nicht richtig, deinen Organismus auch hier in eine künstliche, "aufgeblasene" Umwelt zu setzen, chronisch und immer mit den gleichen Substanzen konfrontiert.

Kommen wir noch einmal zurück zu unseren "Nahrungsmangel-Szenario": Heute, ganz modern, haben wir entdeckt, dass es wichtig ist, temporäre Energielöcher zu kreieren. Wir haben AMPK kennengelernt. Wir haben Mitochondriengesundheit kennengelernt. All diese Aspekte, die eben so profitieren von ... Nicht-Essen.

Okay, das ist richtig und gut. Aber stimmt dieses Bild so? In anderen Worten: Es wurde u. a. postuliert, dass Kalorienrestriktion deshalb so gut und protektiv wirkt, weil dadurch weniger Eisen aufgenommen wird. Oha! Sehr guter Gedanke. Denn weiter: Der Organismus war immer schon Nahrungsknappheiten ausgesetzt und so auch Mikronährstoff-Knappheiten. Diese natürliche Fluktuation erlaubt es dem Körper auch, sich "zu reinigen" - Beispiel Eisen.

Nochmal: Es ist nicht richtig, einen mangelversorgten Körper noch mehr in den Mangel zu drücken. Es ist wichtig, zu erkennen, dass eine natürliche Fluktuation gegeben sein sollte.

Abschließende Worte

Also, zwei Fragen, zwei Aspekte stünden generell im Raum:

  • Regulieren Mikronährstoffe den Organismus bzw. dienen sie ihm als Faktor, um die Umwelt korrekt wahrzunehmen und so adäquat auf die Umwelt zu reagieren?
  • Wie sehen die "natürlichen Rhythmiken" aus? Gibt es sie? Und wenn ja, welche Einflüsse haben sie auf den Organismus?

Das sind wohl die essentiellsten Aspekte überhaupt.

Denn dies hätte weitreichende Folgen. Vor allem mit Blick auf die Nutzung von Ergänzungsmitteln. Die Frage würde dann nämlich lauten: "In welcher Umgebung wäre ich gerne? Will ich lieber Kohlenhydrate essen oder lieber Fett? Will ich lieber Kohlenhydrate oxidieren oder lieber Fett?" So jedenfalls könnte das beispielhaft aussehen. Und so würde man systemisch korrekt argumentieren. Wir würden uns außerdem davon verabschieden, jeden Stoff der Welt an die Blut-Höchstgrenze bringen zu wollen - frei nach dem Motto: Jeder Stoff maximal hoch, bedeutet, Leistung und Gesundheit maximal hoch.

 

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Kleinere Tumore und gesündere Gefäße? Neues aus der Wissenschaft

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Tumor Sport Eisen

Heute haben wir wieder zwei hübsche Studien in petto, deren Ergebnisse wir euch gerne zusammengefasst wiedergeben wollen.

Sport killt Tumorzellen

Hast du dich schon gefragt, inwieweit und ob Sport tatsächlich das Krebsrisiko beeinflussen kann?

Gerade wurde eine Studie im renommierten Cell Metabolism Journal veröffentlicht, die uns diese Fragen eventuell beantworten kann.

Dort wurde nämlich gezeigt, dass Sport-treibende Tierchen bis zu 60 % kleinere Tumore haben und, glücklich wie sie waren, weniger Metastasen.

Die Forscher sagen uns auch, warum das passiert: Sport erhöht die Ausschüttung von Adrenalin und IL-6 (Interleukin 6). Adrenalin sorgt dann für die Mobilisierung von sogenannten NK-Zellen ("Natürliche Killerzellen"). IL-6 hilft dabei, die NK-Zellen in Richtung Tumor zu schießen. Bemerkenswert dabei ist, dass Adrenalin - auch völlig ohne Sport - ähnliche Effekte hat und das Tumorwachstum gravierend verlangsamt.

Nun, das zeigt ein paar wunderschöne Aspekte auf. Zum einen, dass Adrenalin, in Maßen "genossen", doch nicht so böse ist (was zu erwarten war), stattdessen dabei hilft, das Immunsystem scharf zu machen. Zum anderen zeigt es uns, welche Immunzellen eine ganz zentrale Rolle spielen. Hier nämlich gezeigt: Natürliche Killerzellen. Um die könnte man sich entsprechend kümmern - da gibt es nämlich sehr sicher noch viele weitere Interventionen.

Was wir auch nicht vergessen dürfen: IL-6, die Sport-induzierte "Wunderspritze", spielt bei chronischen Entzündungen eine tragende Rolle, aber in Maßen - wie bei Adrenalin - scheint IL-6 sehr viele positive Effekte zu vermitteln.

Pedersen, Line; Idorn, Manja; Olofsson, Gitte H. u. a. (2016): „Voluntary Running Suppresses Tumor Growth through Epinephrine- and IL-6-Dependent NK Cell Mobilization and Redistribution“. In: Cell Metabolism., DOI: 10.1016/j.cmet.2016.01.011.

Eisen sollten wir im Blick behalten

Über Eisen haben wir in letzter Zeit des Öfteren geschrieben. Meistens eher gegen, als für Eisen. (Wohlgemerkt: Es gibt auch viele Artikel von uns, die positiv über Eisen berichten.)

Vor einigen Tagen erschien ein Artikel bei ScienceDaily: Dort wurde berichtet, dass Wissenschaftler getestet haben, wie gewisse Eisen-Mengen (etwa äquivalent zu dem, was man erreicht, wenn man herkömmliche Eisen-Präparate schluckt) auf Endothelzellen wirken.

Endothelzellen stellen die Innenauskleidung unserer Arterien dar. Sie sind enorm wichtig, u. a. um ausreichend eNOS/NO zu produzieren, das gefäßschützend wirkt. Warum ist das wichtig? Weil keiner von uns Arteriosklerose und einen Herzinfarkt erleben möchte - oder? (Über dieses Oder solltest du vielleicht nachdenken. Denn ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich im Unterbewusstsein abgespeichert ist. Denn das wird wahr.)

Nun, die Forscher konnten zeigen, dass schon geringe Eisen-Mengen ausreichen (siehe oben), um Endothelzellen in-vitro (also nicht im Körper) zu schädigen.

Jetzt werden sicher einige denken: Immer diese Reagenzglas-Studien ... Das stimmt. Aber ich würde nicht darüber berichten, gäbe es nicht anderen in-vivo-Studien, die zeigen, dass Eisen die Arteriosklerose-Entstehung beschleunigt und umgekehrt, die Eisen-Reduktion dazu führt, das Gefäße länger gesund bleiben.

Einmal mehr könnte dabei die Fenton-Reaktion eine Rolle spielen. Aber das ist gerade Spekulation meinerseits.

Inês G. Mollet, Dilipkumar Patel, Fatima S. Govani, Adam Giess, Koralia Paschalaki, Manikandan Periyasamy, Elaine C. Lidington, Justin C. Mason, Michael D. Jones, Laurence Game, Simak Ali, Claire L. Shovlin. Low Dose Iron Treatments Induce a DNA Damage Response in Human Endothelial Cells within Minutes. PLOS ONE, 2016; 11 (2): e0147990 DOI: 10.1371/journal.pone.0147990

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Stoffwechsel-Tuning: So funktioniert es

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Eisen-Werte und Triglyceride

Stoffwechsel-Tuning ist für mich ungefähr das: Ich verändere eine Variable in meinem System und das funktioniert dann besser. So, dass ich ohne größere Lifestyle-Veränderung plötzlich ein anderes Ergebnis genießen darf. Zum Beispiel weniger Körperfett. Auch wenn das häufig Wunschdenken ist, bei manchen wird das tatsächlich wahr. Zum Beispiel dann, wenn die Schilddrüsen-Unterfunktion eben keine Unterfunktion mehr ist, sondern eine Normalfunktion. In diesem Fall wird dann sogar etwas überkompensiert: Man darf sogar noch mehr essen, ohne dabei zuzunehmen, bekommt eventuell sogar Magermasse (Knochen, Organe, Muskeln, Gehirn [?]) geschenkt.

Gut, man könnte auch das Gegenteil von Stoffwechsel-Tuning besprechen. Das wäre zum Beispiel ... na ja, man tut etwas, was die metabolische Situation verschlechtert.

Im Endeffekt kommt es dann darauf an, aus welcher Perspektive wir das "Problemchen" begutachten. Denn: Zieht man den Stock aus der Speiche, wirkt es auf manche eben wie ... Tuning.

Ich bin ein großer Fan von solchen Spielereien. Ich suche immer solche Hindernisse, über die ich zwangsläufig stolpern muss, weil sie mir ein Bein stellen, indem sie meinen Stoffwechsel (negativ) beeinflussen.

Eisen und die Stoffwechsel-Funktion

Wie du weißt, befassen wir uns derzeit intensiv mit Eisen. Der Grund ist simpel: Kein mir bekannter Mikronährstoff hat derart seine Finger im Spiel, wenn es um klassische metabolische Parameter geht, wie zum Beispiel Insulinresistenz (entsprechend: Insulinsensitivität) oder auch Hypertriglyceridämie (entsprechend: niedrige Blutfettwerte). Also: Zu hohe Blutfettwerte (Triglyceride). Es gibt sehr schöne Statistiken, die auch versuchen diese Phänomene am Menschen nachzuweisen - ganz real, nicht nur in Tieren oder im Reagenzglas. Die Ergebnisse kann jeder nachlesen: Ferritin, als Beispiel, korreliert schön mit der metabolischen Entgleisung, in Form von Insulinresistenz, aber auch in Form von ... beispielsweise Bluthochdruck.

Natürlich darf man sich darüber streiten, wie aussagekräftig diese Ergebnisse sind und welche Confounder es gibt, also welche Einflüsse wirken, deren Einfluss verdeckt bleibt. Daher muss man das Problem beleuchten, von möglichst vielen Seiten aus. Es nützt nichts, nur Statistiken und Korrelationen zu analysieren, wie das die Epidemiologen oft tun und dann vor ... na ja, einfach allem Erdenklichen zu warnen. Nein, nein, man muss schon auch die Molekularbiologie studieren, auf Zellebene zum Beispiel. Vielleicht mal angucken, wie Gene beeinflusst werden.

Das hat man nun wahrlich oft getan beim Eisen. Hierzu gibt es viele, viele Studien.

Eine möchte ich heute kurz besprechen.

Wenn Fett nicht mehr den Blutstrom verlässt

Triglycerid nennt man das Fett, das im Blut schwimmt. Zum Beispiel nach dem Verzehr von Nahrungsfetten. Diese Triglyceride werden gespalten von der Lipoprotein Lipase - ein Enzym. Erst dann können sie aus dem Blut in Zellen. Wenn es gut läuft in den Muskel, wenn es weniger gut läuft in die Fettzellen.

Bei metabolischen Entgleisungen beobachten wir häufig, dass Triglyceride chronisch erhöht bleiben. Das hat diverse Gründe. Zum Beispiel, dass eben zu viel Triglyceride aus der Leber kommen. Na ja, es gibt verschiedene Szenarien. Fakt ist: Triglyceride sollten nicht im Blut schwimmen, sondern als Energieträger oder als Speicherstoff dienen.

Ein Grund, warum Triglyceride hoch sind und die Triglycerid-Verarbeitung nicht so gut läuft, könnte sein, dass das Enzym Lipoprotein Lipase nicht gut funktioniert.

Forscher untersuchten nun, welchen Einfluss Eisen auf die Lipoprotein-Lipase-Funktion hat. Dazu wurden diverse Szenarien wie folgt getestet:

Forscher nutzen ein genetisches Tier-Modell

Forscher schnappten sich Tiere, die Eisen im Blut anreichern. Ergebnis: Bei einer Verdopplung der Eisen-Werte verdoppelten sich auch die Triglyceride im Blut. Das ist ein erster Hinweis darauf, dass Eisen Einfluss auf die Triglycerid-Werte nimmt.

Forscher füttern Eisen

Jetzt ein etwas spannenderes Szenario: Forscher testeten, inwieweit eine Eisen-Supplementation die Triglycerid-Werte beeinflussen kann. Auch hier zeigte sich: Wurde Eisen zugeführte, stieg der Eisen-Wert im Blut an und es zeigten sich Triglycerid-Veränderungen in ähnlichen Größenordnungen wie beim Versuch zuvor.

Woher kommen die Triglyceride?

Um ausschließen zu können, dass die Triglyceride aus der Leber kommen, wurden weitere Tests durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Triglyceride nicht aus der Leber kamen, stattdessen verursacht wurden durch eine schlechtere Lipoprotein-Lipase-Funktion.

Eisen hemmt die LPL-Funktion

Um den letzten Schritt ("Hemmt Eisen die LPL-Funktion?") genauer zu untersuchen, reicherten die Forscher Eisen im Blut der Tierchen an - allerdings außerhalb des Körpers und in physiologischen (= normalen) Dosen. Außerdem wurde in-vitro getestet, wie Eisen die menschliche Lipoprotein Lipase in ihrer Funktion beeinflusst. In beiden Fällen zeigte sich eine inverse Korrelation. Heißt: Je mehr Eisen man dazugab, umso schlechter funktionierte das LPL-Enzym.

Ein "Eisen-Hemmer" senkt Triglycerid-Werte

Und jetzt das, was wir hoffentlich alle mitnehmen, wenn wir diesen Artikel zu Ende gelesen haben: Senkt man nun die Eisen-Werte mit einem anderen Stoff, so sanken die Triglycerid-Werte ganz dramatisch, zumindest in meinen Augen.

Und jetzt?

Die Wissenschaftler schließen aus ihren Untersuchungen genau das, was ich auch daraus schließe. Dass eine Verringerung der Eisen-Werte dafür sorgt, dass ein günstigeres metabolisches Milieu entsteht. Interventionen, die den Eisen-Wert senken, könnten somit helfen, Dysbalancen auszugleichen. In anderen Worten: Den Triglycerid-Wert zu senken oder die Insulin-Resistenz zu verbessern.

Das ist, wie ich meine, Stoffwechsel-Tuning. Weil ein kleines Hindernis eine - für uns - große Wirkung entfalten kann, ohne, dass wir uns darüber im Klaren sind. Der Bauer in der Pfalz würde sagen: Isch halt so.

Mir ist wichtig, dass du verstehst, dass es uns eben nicht (wie manchmal unterstellt) darum geht, irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel einzuschmeißen, sondern darum, die körpereigene Chemie zu verstehen und das, was wir selbst in der Hand haben könnten, auch in die Hand zu nehmen, wenn es darauf ankommt. Denn klar ist: Der Arzt wird sich um deine Triglycerid-Werte kümmern, eben auf seine Art und Weise. Das passiert, wenn man die Verantwortung abgibt.

Ich weiß genau, dass die viele Sportler-Kollegen nach den ersten komischen Wörtern (z. B. "Insulinresistenz" oder "Hypertriglyceridämie") leider wegklickten. Wie so oft, wenn es um das Thema Stoffwechsel geht. Sportler interessieren sich leider noch zu selten dafür. Diese Menschen denken zumeist in Extremen und verstehen nicht, dass wir uns entlang von Spektren bewegen. Auch wenn du mit deinen Werten nicht an einem Ende des Spektrums liegst, so könntest du jetzt schon - ganz schleichend - Probleme bekommen oder bereits haben. Ganz klassisch für mich, wenn ein hochtrainierter Sportler "keine Kohlenhydrate verträgt". Das würde mir zu Denken geben. Keine zu mögen ist das eine. Keine zu "vertragen", trotz hohem Energie-Turn-Over ... das andere. Markus Rühl ist da ein wenig brachialer: "Wenn ich mir keine Pizzen einverleiben darf, wieso bin ich dann Bodybuilder?" - Verstanden? Wenn du essen musst wie ein Asket, wieso treibst du dann Sport?

Hindernisse finden, die unseren Stoffwechsel negativ beeinflussen.

Hier geht’s zur Studie.

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Fettverbrennung ausschalten: Doping auf Weltklasseniveau mit Meldonium

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Sharapova welches Medikament

Wieder einmal ein Fall von "Doping" in der Sportwelt. Und die Leute tun immer so, als würde es sie zutiefst erschüttern, als würden ganze Weltbilder zerstört werden. Die Wahrheit ist, dass wir uns alle darüber im Klaren sind (oder sein sollten), dass die da ganz oben alle irgendwie dopen. Um der edubily-Sprache treu zu bleiben: Die bewegen sich so nahe an ihrem genetischen Maximum, dass jede Kleinigkeit profunde Auswirkungen haben kann. Hier geht es um ganz wenige Prozent.

Ab wann ist Doping eigentlich Doping?

Wir brauchen auch nicht immer so unschuldig zu tun. Wir dopen auch. Für den Hans im mittelständischen Betrieb ist es eben nicht Testosteron (oder doch?), sondern die fünf Tassen Kaffee. Aber alles verschwimmt, sobald wir realisieren, dass wir immer auf molekularbiologischer Ebene argumentieren müssen und ... da ist es dem Körper ziemlich egal, ob wir von Kaffee reden oder von anderen Mittelchen, die den Organismus peitschen. Letztlich ist es eben eine Auslegungssache.

Ich kenne Ärzte, die verschreiben dem kaputt-trainierten Ironman, der auch noch Geschäftsführer ist, Testosteron. Er muss ja irgendwie weitermachen. Ja, ja. Nur: Der umgeht hiermit die körpereigenen Barrieren und verschafft sich einen Vorteil gegenüber denen, die sich von ihren körpereigenen Barrieren ausbremsen lassen (müssen). Aber du siehst: Alles Auslegungssache.

Maria Scharapowa knipst die Fettverbrennung aus

Der Tennis-Star Maria Scharapowa hat wohl ein Mittelchen geschluckt, das sich Meldonium nennt. Verschrieben von ihrem Arzt, seit 10 Jahren.

Was ist daran nun Doping?

Meldonium hemmt die Oxidation von Fettsäuren. 

Haben wir nicht alle gedacht, dass das zwangsläufig zur Fettleibigkeit führen muss? Einige Leser gehen ja davon aus, dass der Körper "immer nur Fett verbrennen" muss, damit er auch schlank sein kann. Falsch gedacht. Dazu muss man sich nur mal die Figur der Frau anschauen.

Die WADA schreibt dazu:

Meldonium moduliert den Stoffwechsel ähnlich wie Insulin (Anm.: Mechanismus erklären wir gleich). Mit Meldonium erhöht sich die Ausdauerleistung, die Regeneration verbessert sich, es schützt vor Stress, es wirkt aktivierend auf das ZNS (Anm.: Noradrenalin, Dopamin und Co.).

Das ist interessant, oder?

So wirkt Meldonium

Dieses Mittelchen wurde zum Beispiel für die Behandlung von Herzschwäche entwickelt. Denn unterdrückt man die Fettsäure-Oxidation, steigt reziprok dazu die Glukose-Oxidation, die verbraucht weniger Sauerstoff und es wird mehr ATP pro Sauerstoff gebildet, was gemeinhin bedeutet, dass die Effizienz steigt. Diesen Effekt macht man sich auch zunutze bei Herzinfarkten, wo nicht genug Sauerstoff vorhanden ist. Mehr Glukose-Oxidation heißt natürlich, dass unsere Glukose-Toleranz viel besser wird, somit auch die Insulin-Sensitivität.

Meldonium ist das Prinzip "Eisen runter" . Meldonium ist auch das Prinzip "Glukose-Oxidation".

Wir schrauben also die Fettsäure-Oxidation runter und zwangsläufig muss die Glukose-Oxidation steigen, weil der Körper ein Substrat oxidieren muss, um seinen Energiebedarf zu decken. Das haben wir dir im Handbuch erklärt, nennt sich Randle-Cycle.

Und warum verkürzt das jetzt die Erholungsphasen?

Der Körper wird schlicht anaboler. Denn nun wird vermehrt der anabole Signalweg (IR/Akt/mTOR) aktiviert, was natürlich Gewebe heilt. Das ist das "Prinzip Eisen" im Gehirn. Daher kurbelt die Eisen-Restriktion die Neurogenese an - der anabole Signalweg wird angeknipst. Daher spekulieren manche Wissenschaftler, dass das Spurenelement Chrom die Katecholamin-Synthese im Gehirn anregt, da es ebendiesen anabolen Signalweg aktiviert.

Nun: Wir werden es vermutlich niemals schaffen, den Fettstoffwechsel so zu unterdrücken, wie es dieses Medikament potenziell könnte. Wir kennen allerdings auch nicht die eingesetzte Dosis.

Schlusswort

Mit diesem Beitrag wollte ich dir aufzeigen, wie Profi-Sportler ihren Stoffwechsel modulieren, mit Blick auf uns, die das ebenfalls tun, nur eine Nummer kleiner. Den oben angeführten Mechanismus inklusive Wirkung kann man en detail hier bei uns nachlesen (mTOR und Akt: Gesund durch Anabolismus).

Die bösen, bösen Profi-Sportler immer :-)

(PS: Weil ich weiß, dass manche jedes Wort und jeden Satz auf die Goldwaage legen und auch kein Späßchen verstehen ... Natürlich distanzieren wir uns von Doping etc.)

Titelbild

"IBI14_Maria Sharapova" von Vale Alemanno, lizensiert unter CC BY 2.0

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Warum viele Wege nach Rom führen

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Viele Wege führen nach Rom

Sehr wichtig ist mir, das ist tatsächlich mittlerweile das Hauptziel unserer Arbeit, dass meine Leser lernen, differenziert zu denken. Okay, ich könnte es forscher formulieren: Dass meine Leser sich nicht scheuen, überhaupt zu denken.

Ökonomisch muss es sein

Das ist nicht böse gemeint. Wir sind Wesen der Ökonomie. Wirtschaftlich muss es sein. Auch auf zellulärer Ebene. Daher funktioniert Populismus ja auch so gut. Daher funktionieren Bilderbücher und Geschichten so gut. Der präfrontale Kortex und andere verschwenderische Gehirnbereiche dürfen einen Gang zurückschalten. Wir mögen das instinktiv. Ich auch! Keine Frage. Wenn ich mich Sonntag in den Sessel setze und gemütlich eine Tasse Kaffee oder Tee trinke, da habe ich keine Lust auf Lehrbuch-Niveau, sondern will, wenn möglich, Lektüren lesen, die mich bilden, aber gleichzeitig einfach zu konsumieren sind.

Das ist legitim und auch absolut ... na ja, vertretbar. Du sollst sogar solche Lektüren lesen. Nur die Basis muss stimmen, man muss gewisse Inhalte richtig einordnen können und dafür muss man sich ein Fundament geschaffen haben. Eine Matrix, in die man das Geschriebene einordnen kann.

Willst du mehr, dann musst du arbeiten

Ich denke hierbei an die vielen Profi-Sportler.

Wir hätten immer gerne den kürzesten Weg. Wir suchen ewig danach. In der Zwischenzeit hätten wir mit Härte (Disziplin!) und Konsequenz deutliche Fortschritte gemacht. Das Internet ist hierbei oft keine Hilfe, denn Leuten, die das so sagen, wird nicht zugehört, die können daran nichts verdienen. Auch wenn es vielleicht Monate dauert ... irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem wir realisieren, dass es nichts anderes gibt als Selbstvertrauen (meinetwegen auch Gottvertrauen), Disziplin und die Handlung.

Aus diesem Grunde denke ich an die vielen Profi-Sportler. Diese Leute müssen - auf geistiger, kognitiver, intellektueller Ebene - keine herausragenden Leistungen vollbringen. Sie müssen punktgenau funktionieren. Um das zu erreichen, um überhaupt auf dieses Niveau zu kommen, müssen sie jahrelang, ganz konsequent und diszipliniert arbeiten.

Verstehst du?

Übertragen auf dein Leben: Wenn du wirklich vorankommen willst, wirklich weg vom, na ja, "primitiven" Zeitungswissen, dann musst du eben hart arbeiten. Da nutzen dann auch schöne Geschichten, Bilderbücher oder Populismus-Texte wenig. Das heißt, dass du die mentale Einstellung brauchst, die dir dabei hilft, auch schwerer Texte zu erarbeiten.

Deine Berichte sind für mich wie eine Taschenlampe auf den winkligen, dunklen Wegen der Gesundheit, von denen man nicht gerne abkäme. Für mich würde jede ernsthafte Krankheit bedeuten, eine traumhafte Landschaft verlassen zu müssen und so bin ich hoch motiviert, mir all das „rein zu ziehen" ...

Wie viel schöner könnte man es formulieren? Wenn wir "Bewusst-sein" erlangen, wenn wir erwachen, wenn wir das Leben lieben, das Leben an sich die Motivation dafür ist, für unsere Gesundheit zu kämpfen (wie viel das tatsächlich wert ist, weiß jeder, der mal ernsthaft krank war), dann sind wir auch bereit, mehr zu geben, dafür zu arbeiten. Egal, auf welcher Ebene.

Ganz schön komplex - Wissen ist mehr als Populismus

Wir sind dann auf dem richtigen Weg, wenn wir das erste Mal denken ... zum Beispiel: "Oh, das ist aber doch ganz schön komplex." Das passiert meistens, wenn "Fachfremde" tiefer in die Materie eintauchen und plötzlich realisieren, was eigentlich alles dahinter steckt. Diese Menschen verstehen plötzlich. Wenn wir verstehen, dass die vielen Prozesse in unserem Körper hoch komplex sind, dann werden wir vielleicht auch etwas nachsichtiger mit denen, die uns Körperwissen vermitteln wollen.

Diversität ist wichtig und nicht "böse"

Ich sehe häufig, dass das Schwarz/Weiß-Denken so derart in uns verankert ist ... Wenn zwei Autoren, die auf ähnlichem Niveau performen, andere Resultate preisgeben, dann sollten die Leser sich nicht fragen, wer falsch oder wer richtig liegt. In der Wissenschaft ist es völlig normal, dass es verschiedene Interpretationen gibt. Deswegen hassen sich die Autoren aber nicht. Ganz im Gegenteil. Wissen ist, übrigens wie Sprache, nichts in Stein Gemeißeltes. Es ist beweglich, fluide, anpassbar. Darum ist Diversität eine Bereicherung. Darum ist Diversität nichts, das man bekämpfen muss in Form von Ideologien.

Zwei Autoren dürfen und sollen (!) divergente Resultate präsentieren. Darin steckt, in den meisten Fällen, nichts Böses - im Gegenteil.

Ein bisschen gut, ein bisschen schlecht

Das Schwarz/Weiß-Denken erkenne ich sehr häufig auch daran, dass - mit Blick auf verschiedene Interventionen - von Gut und Schlecht geredet wird. Eine Sache ist nicht gut oder schlecht. Jede Intervention hat Vor- und Nachteile. Auch hier wird häufig versucht, die "beste Lösung" zu finden, am besten eine Lösung, die für uns keine Probleme macht. Aber das wird es nicht geben. Denn eine Sache kann noch so gut sein, es wird immer Nachteile geben.

Ich muss nicht alles als ganz toll verkaufen. Manchmal müssen wir negative Aspekte einer Intervention akzeptieren. Vor allem dann, wenn wir die jeweilige Intervention im Wesentlichen hilfreich ist. Es geht also nie darum, das Non-plus-ultra zu finden, sondern abzuwägen.

Das beste Beispiel ist das Eisen-Thema. Ja klar: Senkt man den Eisen-Wert deutlich ab, werden sich mit 100%iger Wahrscheinlichkeit negative Effekte finden lassen. Vielleicht ist man einen Tacken müder. Dafür erntet man auf kurze oder lange Sicht vielleicht ganz profunde Wirkungen, die uns viel glücklicher und zufriedener machen. Das Gleiche lässt sich natürlich auch über die ketogene Diät berichten. Jetzt, wo sich langsam auch negative Aspekte herauskristallisieren, sehe ich immer mehr Menschen, die dieser Lebensweise nicht treu bleiben. Dennoch sollte auch hier ganz klar daran gedacht werden: Lebst du nicht mehr ketogen, dann werden sich wieder andere Probleme ergeben. Im Grunde musst du für dich herausfinden, mit welchen Problemchen du besser leben kannst.

Generation Beziehungsunfähig sucht ewig weiter

Aber ... das passt ja in unsere Zeit. Die Generation Beziehungsunfähig. Im Facebook- und Twitterzeitalter scheint sich hinter jedem Klick ein besserer Partner finden zu lassen. Tja. Dabei vergessen wir immer, dass es nicht darum geht, die Prozentzahl 100 zu finden, sondern darum, die Prozentzahl 85 und dann ... na ja, herauszufinden, ob wir mit den anderen 15 % leben können, uns damit arrangieren können - oder nicht. Vielleicht schenkt uns der Partner im Laufe der Beziehung ja noch ein paar Prozent, wer weiß.

Wir sind schon ein bisschen naiv.

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Eisen-Restriktion: Ein persönlicher Erfahrungsbericht

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Auf Eisen verzichten

Wie du als edubily-Leser sicher weißt, wollen wir im Grunde nicht "die" Lösung präsentieren, sondern Lesern Möglichkeiten an die Hand geben. Das mag, gerade für Neulinge, überfordernd wirken und es lässt vielleicht manchmal den roten Faden vermissen.

Auf der anderen Seite denke ich mir: Wieso muss ich auf Biegen und Brechen einen roten oder sogar dunkelroten Faden generieren? Das ist in meinen Augen heute ebenfalls ein großes Problem. Denn viele Autoren wollen ein großes Ganzes entstehen lassen, mühen sich ab, um ihre Thesen ja im Einklang mit ihrer Weltidee, ihrem Kernkonzept stehen zu lassen.

Ich bin der Meinung: Eine Leitlinie, eine "Ideallinie" aufzuzeigen, ist in Ordnung. Dann, als Add-on quasi, kommen die Möglichkeiten ins Spiel.

Immer wieder diskutierten wir in den letzten Wochen den Mikronährstoff Eisen mit Blick auf seine (negativen) Folgen. Wichtig ist mir, dass Leser nach solchen Artikeln niemals glauben, dass Eisen - als Beispiel - per se schlecht ist. Viel mehr müssen sie verstehen, dass eine Substanz je nach Kontext gravierend anders wirken kann.

Es ist unmöglich, alles zu wissen, alles bereits erfahren zu haben. Gleichzeitig finde ich es wichtig, dass man zu Themen, über die man spricht, auch praktische Erfahrungen hat. Daher - und das empfehle ich auch den Lesern hier - probiere ich alles, wirklich alles aus. So auch die Eisen-Restriktion.

Was habe ich gemacht?

Eigentlich nichts Besonderes. Ich habe seit Weihnachten schlicht kein rotes Fleisch, keine Schalentiere mehr gegessen und zu jeder eisenhaltigen Mahlzeit Kaffee, Tee oder Phytinsäure-haltige Nahrungsmittel gegessen.

Der Erfahrungsbericht an sich ist auch sehr subjektiv, da ich keine Messwerte kenne.

Meine Erfahrung

Zuallererst einmal klingt Eisen-Restriktion schlimmer, als es eigentlich ist. Der Körper adaptiert schnell an eine Ernährung, die wenig Eisen enthält. Das merkt man daran, dass man die ersten Tage quasi ein starkes Bedürfnis nach eisenhaltigen Nahrungsmitteln hat, was aber rasch abflacht - die Adaptationsmechanismen scheinen dann zu greifen.

Generell ist es bei solchen längerfristig andauernden Unterfangen so, dass die Veränderungen viel zu schleichend daher kommen, als dass man sie bewusst und stark wahrnehmen könnte. Daher merkt man an sich keine negativen Veränderungen, vorerst.

In der Tat hatte ich das Gefühl, dass der Stoffwechsel zunehmend auf eine Kohlenhydrat-Oxidation umstellt. Ganz automatisch hat man ein stärkeres Verlangen nach kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Das ergibt sich vorrangig aus dem Unterdrücken des Fettstoffwechsels. Mit anderen Worten: Dem (muskulären) Energiestoffwechsel bleibt nichts anderes übrig als eine gesteigerte Kohlenhydrat-Oxidation.

Leider hatte ich gerade zum Ende hin das Gefühl, dass hier etwas erzwungen wird. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass das Ganze maladaptiv wird. Das liegt vielleicht auch an Confoundern. Wer weniger rotes Fleisch isst, nimmt auch weniger Kreatin oder Carnitin zu sich, die ebenfalls profunde Auswirkungen auf den (muskulären) Energiestoffwechsel haben, worüber wir auch schon mehrfach berichteten.

Maladapativ bedeutet im Falle des muskulären Stoffwechsels, dass weniger Energie über die mitochondriale Atmung bereitgestellt wird, eher zunehmend ein glykolytischer Stoffwechsel vorliegt - der Muskel wird z. B. hart und verkrampft, was auf fallende ATP-Werte hindeutet. Alternativ kann es auch einfach sein, dass das Unterdrücken des Fettstoffwechsels eben aus zwei, einen potenziellen Energiespender macht, was schlicht meint, dass wir den Flaschenhals verengen. Auch das könnte einen ATP-Abfall herbeiführen.

Aber, wie gesagt, das sind reine Spekulationen.

Der Entschluss, das Projekt zu beenden, fiel beim Wandern. Wir hatten uns eine recht anstrengende, steile Tour ausgesucht. Sportler kennen den Spruch: Die Beine machen zu. Genau das traf während eines steilen Anstiegs ein. Entsprechend intensiv war die Atmung. All das kenne ich eigentlich nicht von mir bzw. habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt. Diese Einschränkung meiner aeroben Kapazität gefiel mir in diesem Ausmaß nicht. Außerdem merkte ich zunehmend, dass ich, na ja, fauler werde, mehr mentale Anstrengungen investieren muss.

Als Resultat habe ich die Tage danach sehr eisenlastig gegessen. Es war schon ein Stück weit beeindruckend, zu merken, wie positiv der Körper auf die Eisenzufuhr reagiert. Wie soll man es beschreiben? Einfach so, wie man sich eine Sauerstoffdusche vorstellt. Frischer, wacher, leistungsfähiger, ein "längerer Atem", die Faulheit verabschiedet sich, alltägliche, körperliche Belastungen gehen viel leichter von der Hand, tatsächlich fühlt man sich auch leichter. Im Grunde genau das, was ich damals im Handbuch schilderte.

Auch rasch zu merken war, dass der Muskel im Bezug auf den Energieverbrauch wieder ökonomischer wurde. Das, was ich erwarten würde, von einem gesunden Energiestoffwechsel.

Fazit und Ausblick

Würde ich es noch einmal tun? Bestimmt, aber nicht so lange. Ich denke, dass ich es schon ein Stück zu weit getrieben habe. Ich glaube, von der Intervention könnten speziell Insulinresistente mit hohen Eisenwerten profitieren. Insulinresistente mit niedrigen Eisenwerten könnten davon eher Schaden nehmen, eben aufgrund der Verschlechterung der mitochondrialen Energetik. Denn wir erinnern uns: Auf der mitochondrialen Membran sitzen eisenhaltige Proteine, die zwingend für die Energiegewinnung notwendig sind.

Das Experiment hat mir auch - wieder einmal - gezeigt, dass Theorie und Praxis häufig miteinander kollidieren und meistens der Mittelweg der passende Weg ist.

Unterm Strich bleibt also: Eisen-Restriktion mit Blick auf eine vermehrte Kohlenhydrat-Nutzung funktioniert, hat aber auch - wie antizipiert - Nachteile, die sich insbesondere nach einer längeren Phase der Eisenrestriktion bemerkbar machen. Zu hohe Eisenwerte müssen genauso im Blick behalten werden wie (zu) niedrige Eisenwerte. Und was zu niedrig bzw. zu hoch ist ... das ist wohl sehr, sehr individuell.

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Das Spiel mit dem Eisen

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Eisen Sauerstoff

Neulich kommentierte ein Leser unter dem kürzlich veröffentlichten Kupfer-Artikel sinngemäß: Erst alle Kettenglieder zusammenfügen und dann die Kette stärken.

Viele machen das anders. Die stärken erst mal jedes Kettenglied, ohne zu wissen, ob die Kette überhaupt eine ist.

Ich bin nicht der einzige hier, der mittlerweile fast ein Jahrzehnt lang Erfahrung mit dieser Biochemie-Spielerei hat. Es gibt da noch viele andere, z. B. ein junger Arzt, der hier ab und zu munter kommentiert. Der auch schon Ewigkeiten Erfahrungen mit dieser Materie hat.

Die Quintessenz ist immer:

Ja, die Optimierung der eigenen Biochemie ist enorm wichtig. Wir müssen lernen, welche Stellschrauben wir drehen können und sollten auch mutig sein, an ihnen zu drehen. Aber eben mit Sinn und Verstand, mit Wissen über Systeme. 

Justus von Liebig sollte man kennen. Der hat genau das beschrieben. Dein System kann noch so toll optimiert sein, du wirst immer über den schwächsten Teil stolpern, wenn der völlig aus der Reihe fällt.

Freilich darf man an dieser Stelle nicht vergessen, dass gerade ein starkes System auch Engpässe kompensieren kann.

Dennoch, was mir immer wieder auffällt: der Drang, gewisse "Werte" maximal anzuheben. Aus irgendwelchen, mir nicht bekannten Gründen. Als ob jeder Mensch gleich hohe Ziel-Werte braucht ...

Wie gesagt, damit tut man dem System keinen Gefallen, im schlimmsten Falle verziehen wir es und es gibt dumme Begleiterscheinungen. Die dann, übrigens, auch immer wieder bekämpft werden mit neuen Ergänzungsmitteln :-) Die Ironie!

Die menschliche Physiologie ist äußerst dankbar und braucht nicht viel. Leider schaffen wir, wir Modernen, es immer wieder, Jahrmillionen lang optimierte Systeme kaputt zu machen. Keine Ahnung, was da schief läuft, aber wir schaffen das.

Was mir grundsätzlich auch nicht in den Schädel will: Wenn in verschiedenen Modellen gezeigt wird, dass eine deutliche Erhöhung des Körper-Eisens dazu führt, dass unser Anabolismus abdankt, dann braucht mir doch keiner zu kommen mit "evolutiver Wahrheit" und dem "Mammut-Steak".

Ich hab's ja selbst erlebt, oft genug.

Wenn man es drauf anlegt und sein Eisen maximal hochfährt (etwa durch tägliche Zufuhr von Rindfleisch und Leber), dann dankt der Anabolismus, also die Reaktion auf das Hormon Insulin ... einfach ab.

Das ist nicht nur blöd für Leute, die Muskeln aufbauen wollen. Das ist auch blöd für Leute, die gegessenes Eiweiß in den Muskel bekommen wollen, Kohlenhydrate oxidieren wollen, gesunde Gefäße haben wollen (Insulin setzt Stickoxid in den Arterien frei) oder für Leute, die nachts im Schlaf regenerieren wollen. Ja, auch das tolle Wachstumshormon vermittelt einen Teil seiner Effekte über ebendiesen anabolen Signalweg.

Sogenanntes "Eisen-Loading" hat noch ganz andere Effekte. Zum Beispiel hemmt Eisen das Enzym Lipoprotein-Lipase, was dann zu hohen Triglyceriden führt.

Deshalb sagte ich schon mal -- und das hören die Vertreter nicht gerne --, dass Keto-Anhänger sich oft eine selbsterfüllende Prophezeiung basteln. Sie arbeiten solange gegen ihr Insulin-Signaling, bis sie letztlich nicht mehr mit Kohlenhydrate auskommen und tatsächlich auch keine mehr vertragen ...

Erklärt hatte ich das hier schon. Eisen steht im Körper für "Sauerstoff". Es reguliert ein Protein namens HIF1alpha, den Hypoxie-Faktor.

Der Hypoxie-Faktor, um den sich Sportler u. a. übrigens beim Höhen-Training bemühen, reguliert den Energie-Stoffwechsel, schaltet, einfach ausgedrückt, die anabolen Signalwege an. Natürlich sorgt dieser Hypoxie-Faktor noch für viele andere Effekte. Neuerdings weiß man, dass HIF1alpha auch die Gewebe-Regeneration steuert, auch von Geweben, die normalerweise nicht so gerne heilen.

Für mich ist dieses HIF1alpha das Geheimnis des Veganismus. Der Grund, warum Veganer durchweg besser abschneiden was metabolische Gesundheit angeht.

Das ist für mich das Spiel mit der Biochemie. Zu wissen, welche Schalter ich betätigen kann.

Freilich kommen wir jetzt wieder zum Eingangsstatement zurück. Das Eisen-Glied der Kette darf natürlich nicht zu schwach werden. Das heißt, es sollte kein Eisen-Mangel provoziert werden. Aber ein intelligenter Umgang mit diesem Stoff ist sicher Gold wert. Mehr als stupides "Eisen-Pushen".

Also:

  • Nicht immer Werte maximieren wollen
  • Lieber gucken, dass das System ausgeglichen ist
  • Dann läuft es am besten
  • Mit individuellen Werten kann man spielen
  • Aber nur in physiologischen Bereichen, konkret: Es sollte weder Überschuss noch Mangel provoziert werden

PS: Das Gesagte -- zum Thema Eisen -- gilt einmal mehr nur bedingt für Sportler. Diese beneidenswerte Personen-Gruppe kann fast immer alles kompensieren.

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Kranke Mitochondrien durch Eisen-Mangel

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Eisen und Mitochondrien

Mitochondriale Dysfunktionen stehen im Zentrum aktueller Forschungen. Der Grund hierfür ist relativ banal: Mitochondrien regulieren vielerlei Aspekte der zellulären Gesundheit. Und wenn die Zelle fit, gesund und fröhlich ist, ist es wahrscheinlich, dass wir es auch sind.

Mitochondrien sind die "Kraftwerke unserer Zellen" und produzieren uns -- hoffentlich -- genug Energie. Dass das sehr unterschiedlich sein kann und so gar nicht festgelegt, dürfte uns interessieren. Denn die Mitochondrien-Gesundheit lässt sich steuern, z. B. durch ein Protein namens PGC-1alpha, der sogenannte "Masterregulator der Mitochondrien-Biogenese".

Was so kompliziert klingt, ist im Grunde einfach zu verstehen: Mitochondrien können sich vermehren, sich also einem erhöhten Energiebedarf bzw. Energie-Turnover anpassen. Ein Sportler kann daher gut und gerne doppelt so viele Mitochondrien im Muskel aufweisen.

Auch unser "braunes Fettgewebe" im Nackenbereich enthält viele Mitochondrien, denn dieses Fettgewebe speichert nicht nur Fett, sondern verbrennt es sogar. Das ist heute ziemlich "in", denn "braunes, metabolisch aktives Fettgewebe" ist ein Teilziel, ein Grund, warum sich heute viel in eiskalte Duschen stellen.

Im Handbuch sagten wir: Dieses Fettgewebe sieht unterm Mikroskop aus wie Rost. Die innere Mitochondrien-Membran ist voll mit Proteinen, die unsere Energieproduktion gewährleisten sollen. Diese Proteine enthalten wiederum sogenannte Eisen-Schwefel-Cluster, aber auch Häme, die Eisen als Zentralatom enthalten.

Der Grund hierfür ist, dass sich Eisen zum Elektronen-Transport, aber auch zur Sauerstoffbindung eignet. Letzteres kennen wir vom eisenhaltigen Hämoglobin, das ebenfalls Häm mit Eisen als Zentralatom beinhaltet.

Die mit unseren Zellen verwandten Hefen zeigen einen besonderen Mechanismus: Die können Glukose ohne Mitochondrien zu Energie abbauen. Wenn sie aber ein anderes Substrat nutzen müssen, z. B. Ethanol oder Glycerin, dann brauchen sie Mitochondrien. Die Zellen bauen sich um, reorganisieren sich, und züchten sich Mitochondrien.

Jetzt kommt der Punkt: Dieser sogenannte "diauxischer Wechsel" geht einher mit einer dramatischen Zunahme an Eisen-Transportern, die Eisen in die Zellen aufnehmen sollen. Blockiert man diesen Prozess, dann passen sich die Zellen nicht an, weil sie keine Mitochondrien bilden können.

Das hatten wir hier mal besprochen.

Hefezellen Metabolismus

Doch gilt das auch für unsere Zellen? Eine Arbeit aus dem Jahr 2013 ist der Frage nachgegangen, welche Rolle Eisen bei der oben genannten Mito-Biogenese spielt. Die Autoren kamen zum Schluss:

These results suggest that iron might be essential for the mitochondrial biogenesis program. Increased cellular iron availability during mitochondrial biogenesis might simply be necessary to accommodate the mitochondrial proteins [...]

Hier steht also: Die Resultate legen nahe, dass Eisen essentiell (!!!) dafür ist, dass das Mito-Biogenese-Programm überhaupt ablaufen kann. Eine erhöhte Eisen-Konzentration in Zellen während dieser Phase könnte notwendig dafür sein, dass eisenhaltige Proteine gebaut werden können.

Eisen-Mangel, so die Autoren, dürfte somit ein Hauptgrund für mitochondriale Dysfunktionen und Krankheiten sein.

Schlagen wir den Bogen.

Vorhin telefoniere ich mich meinem Freund Chris Eikelmeier -- der eine oder andere von euch wird ihn kennen. Die Geschichten, die er so erzählt, sind spannend. Neulich war ein Patient bei ihm mit schrecklichen Eisen-, also Ferritin-Werten. Er wollte aus diversen Gründen auf den Fleischverzehr verzichten.

Einige Tage zuvor sehe ich, wie eine Veganerin im Facebook kommentiert. Ihr gehe es prima und ihrem jungen Sohn (sechs Jahre alt oder so) gehe es auch super -- sie ernähre ihn vegan.

Wenn diese Frau wüsste, was sie ihrem Sohnemann aus biochemischer Sicht damit antut, würde sie es vermutlich lassen. Aber diese Menschen sind ganz häufig extrem indoktriniert und somit hoffnungslos verloren.

Denn bei allem Verständnis für solche radikalen Lebensformen, sollte man eine essentielle (!!!) Wahrheit nicht vergessen: Dem Körper ist es völlig egal, wie man sich ernährt. Die Blutwerte aber lügen nicht. Die davon abhängige Biochemie lügt auch nicht. Da können sich diese Vertreter drehen und wenden wie sie wollen.

Unsere Zellen brauchen sicher keine Eisen-Überladung und sicher auch nicht kiloweise Rindsleber. Der Körper ist genügsam. Nur wir Menschen verhalten uns immer so seltsam, so extrem und machen es diesem Wundersystem, das wirklich fast alles kompensieren kann, unglaublich schwer.

Mitochondriale Dysfunktionen. Veganismus und andere eigenartige Ernährungs- und Lebensformen lassen grüßen.

Referenz

Rensvold, Jarred W.; Ong, Shao-En; Jeevananthan, Athavi u. a. (2012): „Complementary RNA and protein profiling identifies iron as a key regulator of mitochondrial biogenesis“. In: Mitochondrion. 12 (5), S. 573, DOI: 10.1016/j.mito.2012.07.059.

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Warum mir angewandte Biochemie so wichtig ist

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angewandte biochemie

Manche, vor allem solche die mich nicht verstehen, behaupten gerne, ich sei ein Theoretiker. Na ja, es soll noch Menschen geben, die sich für das Tun und für die Theorie interessieren.

Ungeahnte Möglichkeiten durch Biochemie

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich als kleiner Junge auf meinem Traktor übers Feld gefahren bin und einen mit meiner Oma befreundeten Landwirt getroffen habe. Der hat mir, statt der mir bekannten normal großen Tomaten, eine kleinere Tomate in die Hand gedrückt, die ganz anders schmeckte. Ich war so fasziniert davon, dass ich schon damals gerne gewusst hätte, was die beiden Sorten voneinander unterscheidet.

Das Internet war später dann gefundenes Fressen für mich, weil ich mich diesbezüglich austoben konnte. Und bis heute finde ich nichts faszinierender als die Mechanismen und Funktionsweisen meines eigenen Körpers zu erkunden. Natürlich vor allem solche, auf die ich Einfluss habe.

Irgendwann bekam ich ein Biochemie-Buch geschenkt und das hat mir den größten Aha-Moment geschenkt. Es hat mir Möglichkeiten an die Hand gegeben, die ich niemals für möglich gehalten hätte:

Die Tatsache nämlich, dass chemische Reaktionen in meinem Körper unbedingt von dem abhängig sind, was ich esse. 

Mit diesem Wissen habe ich mir schon oft geholfen. Und es funktioniert immer wieder. Oft frage ich mich dann, wie meine Mitmenschen eigentlich so leben. Wie können die ohne dieses Wissen so leben?

Das bekannteste Beispiel hier im Blog ist die Verdopplung meiner freien T3-Werte. Erreicht nicht durch den Arzt, nicht durch den Psychologen, nicht durch Sport-Abstinenz, nicht durch Ernährungsumstellung - und auch nicht durch eine Medikation. Sondern durch "angewandte Biochemie".

Wenn man sowas mal erlebt, kann man sich über so manch einen hochnäsigen Kommentar in irgendwelchen Foren nur wundern.

"Na klar und durch Vitamin D kann man dann 10 kg mehr drücken."

Jemand, der ovolakto-vegetarisch lebt und kein rotes Fleisch isst, wird vielleicht Eisen-Probleme haben. Ich weiß das deshalb, weil meine Werte schon mal monatelang engmaschig kontrolliert wurden. Und ich weiß deshalb, dass es zumindest beim Eisen gut und gerne sogar mehr als 10 kg ausmachen können. Den Selbstversuch sollte jeder mal machen, so wie ich das auch schon mehrfach getan habe. Jedes Mal eine große Überraschung!

Metalle im Körper - Eisen, Kupfer und Zink

Denn an dieser Stelle können wir uns fragen, wo die Energie, die wir hoffentlich haben, eigentlich herkommt? Das hat mit Essen oder Nicht-Essen viel weniger zu tun als gemeinhin angenommen wird.

Die größten Effekte haben meiner Erfahrung nach Eisen und Kupfer. Das liegt daran, dass beide wichtige Bestandteile von mitochondrialen Protein-Komplexen sind, die an der Energiegewinnung beteiligt sind. Genau das hatten wir im Grundlagen-Kurs oder im Energiebuch schon besprochen. Nach Eisen und Zink ist Kupfer das dritthäufigste Übergangsmetall im menschlichen Körper -- Eisen steht also an erster Stelle. Könnte etwas über die Bedeutung sagen, nicht wahr?

Wer braucht schon Spurenelemente

Okay. Das liest sich hier so banal, weil wir fast alles auf den Muskel beziehen. Was aber, wenn das mal in den Mitochondrien im Gehirn passiert? Wenn dort mal zu wenig Eisen und Kupfer ankommt? Geht sowas?

Auch das kann jeder selber testen, indem er Eisen, Kupfer o. Ä. einfach mal so gut es geht weglässt. Ist bei diesen beiden Metallen einfacher als bei vielen anderen Stoffen. Wer will, kann das, wie ich, auch im Blut überprüfen lassen.

Es passieren ziemlich interessante Dinge, das markanteste Zeichen bei Eisen-, Zink- oder Kupfer-Insuffizienz ist der Verlust des Riechens.

Das kann viele Ursachen haben. Eine davon ist, dass die Gehirnzellen, die dafür zuständig sind, faul werden, nicht genug Energie produzieren.

Leider lesen sich solche Abhandlungen immer so lapidar. Wenn man aber vom "tiefen Eisen" ins "normale Eisen" übergeht und das Gehirn aufwacht und man plötzlich Dinge (u. a. Gerüche) wahrnimmt, die vorher gar nicht da waren, wird man anders darüber denken.

Das Problem ist, dass wir es erst merken, wenn wir schon tief drin stecken. Die meisten Menschen merken sowas gar nicht oder nehmen es eben hin. Es ist halt so. Wenn man allerdings plötzlich wieder merkt, was eigentlich normal ist und wie es sich normalerweise anfühlen soll ... Dann wird man plötzlich kleinlaut und wünscht sich, man hätte sowas vorher gewusst.

Ernährung und Co. ist für viele eine Spielerei. Für die Mehrheit der Deutschen, nicht wissend, die Ursache eines frühen körperlichen Verfalls und unter Umständen eines zu frühen Ablebens. Bis wir darauf allerdings kommen und routinemäßig Vitamin D bis Eisen checken und Menschen dann mal wirklich aufwachen und tatsächlich geholfen wird, werden noch viele Reden im Internet und auf Fachkonferenzen geschwungen, Tenor:

Alles Blödsinn, Spurenelemente und Co. haben wir alle genug.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Vitamine und Co. sind bestimmt keine "Heilmittel", können nicht "alles", können manche Therapien nicht ersetzen und sollen schon gar nicht stur über einen längeren Zeitraum hochdosiert via Präparate eingeschmissen werden. Im Gegenteil. Wer es bewiesenermaßen schafft, sich auch ohne viele NEM nette Blutwerte zu erarbeiten (hier, ich), der kann das alles ganz gelassen lesen. Wie das mit der Ernährung geht, hatten wir hier schon mal erklärt. Um manche NEM allerdings kommt man fast nicht herum -- Magnesium oder eine regelmäßige Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren wären solche Beispiele.

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Meine Erfahrungen mit Eisenglycinat

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Meine Erfahrungen mit Eisenglycinat

 

In diesem Artikel möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit Eisenglycinat teilen.

Eisen ist, in richtigen Mengen im Körper, ein wunderbarer Stoff.

Wer

  • Power
  • Leistungsfähigkeit
  • Ausdauer
  • Klarheit im Kopf
  • Licht im Kopf
  • Entgiftung
  • Schutz vor Radikalen (Katalasen!)
  • Elastische Haut

... LEBENSFREUDE! verstehen will,

der muss an Eisen denken!

Eisen ist das in unserem Körper am höchsten konzentrierte Übergangsmetall. Danach erst kommt Zink (> 300 Enzyme) und dann Kupfer. Wer die drei Spurenelemente verstanden hat, hat große Teile seines eigenen Chemiebaukastens verstanden.

Eisenmangel geht ganz leicht

Die Punkte da oben sind zum Großteil meine ganz eigenen Erfahrungen. Das liegt auch daran, dass ich seit Jahren mit Eisen experimentiere und "gemessenermaßen" genau weiß, was passiert, wenn man mit niedrigeren oder höheren Eisen-Werten (=> im Speicher!) aufläuft. Daher meine Empfehlung: Bevor man Eisen bewertet, sollte man am besten selbst wochen- und monatelang eisenarm leben (geht einfach, heißt heute "Veganismus" oder "(Ovo-Lacto-)Vegetarismus") und dann mit Schub (!) die Eisenspeicher füllen. Doch wie geht das eigentlich? Dazu gleich mehr.

Manche mögen es etwas biochemischer.

Wale haben den Sauerstofftank on-board (Myoglobin)

Zuerst eine kleine Geschichte: Inuit essen gerne Walfleisch, weil das, wenn rasch verzehrt, süßlich schmeckt. Der Grund ist, dass dieses Fleisch viel Glykogen (= Speicherform von Zucker) enthält. Wale tauchen bekanntermaßen gerne und versorgen sich deshalb unter Wasser oft mit gespeicherten Substraten. Nun ist das Ganze aufgrund der Sauerstoffversorgung limitiert. Deshalb bietet sich Glukose an, weil die weniger Sauerstoff braucht, um oxidiert zu werden. Gleichzeitig verfügen die Tiere, und das ist der Punkt, über extrem große Mengen eines Eisenspeicherproteins in Geweben, namens Myoglobin. Und genau aus diesem Grund können die Tiere so lange tauchen, also ohne Sauerstoffzufuhr von außen klarkommen.

Was macht der menschliche Muskel, wenn der Ausdauersportler mit maximal viel (bzw. wenig) Sauerstoff auskommen will? Genau, mehr Myoglobin bauen. Deshalb ist der Läufer-Muskel rot, knallrot.

Mit Hämoglobin zusammen, enthält Myoglobin insgesamt 75 % des Gesamtkörpereisens.

Heißt für uns: Eisen ist Sauerstoff.

Eisen im Biochemie-Check

Nun zu einigen "Biochemie-Fakten":

  • Ohne Eisen sind Mitochondrien (= Energie) wertlos, weil Eisen Teil der Cytochrom-C-Oxidase ist
  • Eisen reguliert die DNA-Synthese (Ribonukleotidreduktasen)
  • Eisen reguliert die Entgiftung (via Hydroxylasen und P450-Enzymen)
  • Eisen reguliert die Synthese von Steroidhormonen (P450-Enzyme)
  • Eisen reguliert die Neurotransmitter-Bildung im Gehirn via Aminosäuremonooxygenasen
  • Eisen hilft bei der Entgiftung von Radikalen (z. B. Wasserstoffperoxid) via Katalasen
  • Eisen stellt die Gefäße weit, weil es Bestandteil von Stickoxid-Synthasen (Stickstoffmonoxid!) ist
  • Eisen ist Bestandteil von Enzymen im Citrat-Zyklus (=> Energiegwinnung)
  • Eisen reguliert die Hydroxylierung von Kollagenpeptiden, ist also wichtig für Knorpel, Knochen und Bindegewebe
  • Und so weiter.

Wer also auch mal die "Macht" von Eisen kennenlernen will, der macht es einfach so wie ich: Erst mal sehr wenig und dann sehr viel Eisen essen. Letzteres ist aber ein Problem. Weil ... Na ja, viele Menschen bekommen einfach nicht genug Eisen in den Körper, nicht mal, wenn sie sich anstrengen.

Mit Eisenglycinat zu Traum-Blutwerten

Abhilfe schaffen genau zwei Dinge:

  • Kiloweise rotes Fleisch (Lamm, Rind, Wild). Geht bei mir notfalls an einem Tag!
  • Eisenglycinat als Präparat

Im roten Fleisch liegt Eisen zum Großteil als Hämeisen vor. Das wird besonders gut aufgenommen. Das kann ich bestätigen. Ähnlich funktioniert das auch mit Eisenglycinat. Denn das macht keine Magendarm-Probleme, die Tabletten kann man quasi wie Gummibärchen essen. Das ist normalerweise ein ziemlich großes Problem bei (hochdosierten) Eisenpräparaten, die können ganz schön Schmerzen im Bauch!

Okay, jetzt haben wir genug geschwärmt.

  1. Bei mehr als 100 bis 150 mg Eisen (via Glycinat) pro Tag, bekomme ich starkes Nasenbluten. Deshalb rate ich zu konservativen Dosen.
  2. Eisen allgemein kann auch viele, viele Probleme machen. Meiner Erfahrung nach hat man keine Probleme (mit zu wenig oder zu viel Eisen), wenn man täglich oder mehrmals wöchentlich ein großes Stück Rind, Lamm etc. isst.
  3. Der Ferritin-Wert sollte allerdings vorliegen, über 150 ng/ml kann zunehmend (ernste) Probleme machen. Eine Eisenüberladung kann im Körper zum Beispiel zu einer schlechteren Insulinsensitivität führen. Das hatten wir schon mehrfach hier, hier, hier oder hier thematisiert.

Eisenglycinat und rotes Fleisch sind das Mittel der Wahl, wenn es um die Eisenversorgung geht. Wer es damit nicht auf normalgute Eisenwerte schafft, der hat ... auch ernste Probleme.

Noch mal: Eisen ist das wichtigste Spurenelement im menschlichen Körper, kann den Unterschied zwischen Depressionen ("Ich komme nicht mehr aus dem Bett") und "Wanderlust" machen. Wer das nicht wahrhaben will, dem empfehle ich zum wiederholten Male den Selbsttest. Sowas sollte jeder mal erlebt haben!

Disclaimer: Wer Eisen nimmt, der nimmt Eisen, weil er vorher lange Zeit falsch gegessen hat. Was ich damit sagen will ... Mit Eisen alleine ist es oft nicht getan. Ohne Kupfer z. B. kann der Körper Eisen nicht verwerten. Kupfer ist Bestandteil von zwei Ferroxidasen (Ceruloplasmin und Hephaestin), die Eisen(II) zu Eisen (III) oxidieren. Das zeigt einmal mehr: Lieber "von allem ein bisschen" als "von einem bisschen extrem viel". ;-)

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Niedriger Ferritin-Wert trotz viel Eisen

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Studie Ferritin-Wert Frau Eisen

 

In unserem ersten Buch, dem Handbuch, haben wir uns einer gewissen Fragestellung relativ ausführlich gewidmet. Und ich hatte sinngemäß geschrieben:

Sie sind kein Affe und auch kein Nagetier, also ernähren Sie sich bitte auch nicht so. 

Begründet hatten wir auch das etwas ausführlicher.

Zwischen Theorie und Praxis der Nährstoff-Aufnahme

Wir tragen unsere tolle Ernährung in irgendeinen Rechner und der spuckt uns dann eine (hoffentlich) ebenso tolle Zahl aus. Etwa: Bravo, heute hast du 25 mg Eisen zu dir genommen -- damit liegst du x % über der von der DGE empfohlenen Tagesdosis. Thema abgehakt. Wir sind glücklich.

Tja. Wenn das immer nur so einfach wäre.

Wer selber mal probiert (zum Beispiel misst), der staunt. In diversen Internetforen freuen sich Menschen, wenn sie es nach jahrelanger Eiweißmast schaffen, einen "Gesamteiweißwert" von 8,0 zu erreichen. Denke ich mir: Wow, ganz großer Sport. Gibt es zwischen 7,7 und 8 einen himmelweiten Unterschied? Nie und nimmer. Egal, meine Anekdote: Ich, im Krankenhaus, nur Milch getrunken, kein Fleisch, kein Multi, nichts ... und Gesamteiweiß von 8.

Soll heißen: Das, was man da oben reinschiebt und das, was im Körper hängen bleibt bzw. was er daraus macht ... das sind mal prinzipiell zwei Paar Schuhe.

Studie über Ferritin-Werte mit vegan lebenden Frauen

Ein Stückchen Wahrheit finden wir in der sogenannten "German Vegan Study" von 2003. Zugegeben: etwas alt, aber dennoch interessant!

In der Einleitung der Studie lesen wir die klassischen Sätze ...

  • Häm-Eisen, das in Fleisch vorkommt, nimmt der Körper besser auf.
  • Vitamin C verbessert die Eisen-Aufnahme.
  • Ballaststoffe hemmen die Eisen-Aufnahme.
  • Die in Pflanzen enthaltenen Tannine bzw. Phytinsäure hemmen die Eisen-Aufnahme.

Und so weiter.

Was hat man bei der Studie gemacht?

Die Studie untersuchte dabei explizit Frauen, insgesamt 75. 50 davon waren zwischen 19 und 50 Jahren. 25 davon waren über 50 Jahren. Diese Damen durften einmal im Spät- und einmal im Frühjahr neun Tage lange ihre Ernährung protokollieren. Freilich gab es ein paar Auflagen, etwa, dass keine Eisen-Präparate genutzt werden durften.

Dann hat man genau das gemacht, was wir immer tun: Die Daten in ein tolles Programm gejagt, das die "Nährstoffe kalkuliert. Was wir dann selten tun: Zusätzlich wurden die Blutwerte überprüft.

Was kam bei der Studie raus?

Studie Eisen Ferritin Frauen

Wir sehen: Die Damen lebten schon einige Jahre vegan. Natürlich alle schlank, relativ niedriger Eiweißanteil und der Kalorienanteil war mit ca. 7 MJ (= rund 1700 kcal) auch nicht sonderlich hoch. Das Interessante kommt jetzt:

  • Lt. Nährstoffrechner nehmen die Damen 20 mg Eisen auf ...
  • ... und rund 300 mg Vitamin C.

Das sind Zahlen! Der empfohlene Tagesbedarf für Eisen liegt bei 15 mg. Eine vegane Ernährung versorgt uns also, rein rechnerisch, ziemlich gut mit Eisen.

Doch jetzt zu den wirklichen interessanten Details:

Ferrtin Transferritin

Wird allerdings im Blut gemessen, sieht das Ganze ein wenig anders aus.

  • Im Mittel 14 ng/ml Ferritin für die Damen unter 50, immerhin 28 ng/ml Ferritin für Damen über 50.

Das sind geleerte Eisenspeicher. Ebendas zeigt sich auch an der doch sehr niedrigen Transferrin-Sättigung von ca. 17 bis 20 %. Fast 40 % der Teilnehmerinnen hatten eine zu niedrige Transferrin-Sättigung, also konkret Eisen-Mangel. Bemerkenswert ist hierbei auch, dass Frauen über 50 zwar höhere Ferritin-Werte aufweisen, allerdings auch eine niedrigere Transferrin-Sättigung. Heißt im Endeffekt: Entweder zeigt uns das Ferritin hier falsch-hohe Werte (etwa bei Entzündungen etc.) oder das Eisen wird nicht ordentlich mobilisiert.

Nach unserer Meinung sind Ferritin-Werte über 80 ng/ml anzustreben. Gesunde Sportler können durchaus auch Werte bis 200 ng/ml haben.

Was bedeuten die Ergebnisse?

Zugegeben: Die Studie ist nicht perfekt. Das fängt bei den Fragebögen zur Ernährung an und hört damit auf, dass Blutwerte nur einmal gemessen wurden. Darüber hinaus finden wir keine Information über die Qualität der Ernährung der Studienteilnehmer.

Was uns allerdings sehr schön vor Augen geführt wird:

  • Das, was wir ausrechnen und dann tun, hat oft wenig zu tun mit dem, was im Körper passiert.
  • Wie oft muss noch bewiesen werden, dass eine vegane Ernährung nicht "Mensch-tauglich" ist?

Eine Ernährung, die prinzipiell nur funktioniert, wenn viel ergänzt wird, kann keine optimale Ernährung sein. Die aberwitzige Empfehlung der Autoren: Menschen, die vegan leben, sollen sich doch bitte ein Multipräparat besorgen, das 60 mg Eisen enthält. Denn nur dann, so die Autoren, könne genug Eisen in den weiblichen Körper kommen. Rechtlich gelten diese hohen Menge nicht mehr als Nahrungsergänzung, sondern als Medikament.

Ein kleiner Bogen gen gelebter Realität: Soeben hat auch mein Kollege Phil seinen Ferritin-Wert bestimmen lassen. Betriebsgeheimnisse werden natürlich nicht verraten. Nur so viel: Solche Probleme gibt es bei uns eher nicht. Im Gegenteil. Dafür muss man allerdings kein Carnivore sein.

Da denke ich natürlich gleich weiter ... schlage innerlich die Hände über dem Kopf zusammen und frage mich: Und was ist mit Kupfer? Zink? Vitamin A? B12? Drum: Der beste Ratschlag bei solchen Problemchen ist, einfach mal rotes Fleisch und Leber zu essen. Das kann man, ich weiß, Veganern natürlich nicht empfehlen. Die haben dann halt Pech gehabt und mühen sich jahrelang ab.

Referenz

Waldmann, A., Koschizke, J., Leitzmann, C. and Hahn, A. (2004). Dietary Iron Intake and Iron Status of German Female Vegans: Results of the German Vegan Study. Annals of Nutrition and Metabolism, 48(2), pp.103-108.

 

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Kleinere Tumore und gesündere Gefäße? Neues aus der Wissenschaft

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Heute haben wir wieder zwei hübsche Studien in petto, deren Ergebnisse wir euch gerne zusammengefasst wiedergeben wollen.

Sport killt Tumorzellen

Hast du dich schon gefragt, inwieweit und ob Sport tatsächlich das Krebsrisiko beeinflussen kann?

Gerade wurde eine Studie im renommierten Cell Metabolism Journal veröffentlicht, die uns diese Fragen eventuell beantworten kann.

Dort wurde nämlich gezeigt, dass Sport-treibende Tierchen bis zu 60 % kleinere Tumore haben und, glücklich wie sie waren, weniger Metastasen.

Die Forscher sagen uns auch, warum das passiert: Sport erhöht die Ausschüttung von Adrenalin und IL-6 (Interleukin 6). Adrenalin sorgt dann für die Mobilisierung von sogenannten NK-Zellen („Natürliche Killerzellen“). IL-6 hilft dabei, die NK-Zellen in Richtung Tumor zu schießen. Bemerkenswert dabei ist, dass Adrenalin – auch völlig ohne Sport – ähnliche Effekte hat und das Tumorwachstum gravierend verlangsamt.

Nun, das zeigt ein paar wunderschöne Aspekte auf. Zum einen, dass Adrenalin, in Maßen „genossen“, doch nicht so böse ist (was zu erwarten war), stattdessen dabei hilft, das Immunsystem scharf zu machen. Zum anderen zeigt es uns, welche Immunzellen eine ganz zentrale Rolle spielen. Hier nämlich gezeigt: Natürliche Killerzellen. Um die könnte man sich entsprechend kümmern – da gibt es nämlich sehr sicher noch viele weitere Interventionen.

Was wir auch nicht vergessen dürfen: IL-6, die Sport-induzierte „Wunderspritze“, spielt bei chronischen Entzündungen eine tragende Rolle, aber in Maßen – wie bei Adrenalin – scheint IL-6 sehr viele positive Effekte zu vermitteln.

Pedersen, Line; Idorn, Manja; Olofsson, Gitte H. u. a. (2016): „Voluntary Running Suppresses Tumor Growth through Epinephrine- and IL-6-Dependent NK Cell Mobilization and Redistribution“. In: Cell Metabolism., DOI: 10.1016/j.cmet.2016.01.011.

Eisen sollten wir im Blick behalten

Über Eisen haben wir in letzter Zeit des Öfteren geschrieben. Meistens eher gegen, als für Eisen. (Wohlgemerkt: Es gibt auch viele Artikel von uns, die positiv über Eisen berichten.)

Vor einigen Tagen erschien ein Artikel bei ScienceDaily: Dort wurde berichtet, dass Wissenschaftler getestet haben, wie gewisse Eisen-Mengen (etwa äquivalent zu dem, was man erreicht, wenn man herkömmliche Eisen-Präparate schluckt) auf Endothelzellen wirken.

Endothelzellen stellen die Innenauskleidung unserer Arterien dar. Sie sind enorm wichtig, u. a. um ausreichend eNOS/NO zu produzieren, das gefäßschützend wirkt. Warum ist das wichtig? Weil keiner von uns Arteriosklerose und einen Herzinfarkt erleben möchte – oder? (Über dieses Oder solltest du vielleicht nachdenken. Denn ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich im Unterbewusstsein abgespeichert ist. Denn das wird wahr.)

Nun, die Forscher konnten zeigen, dass schon geringe Eisen-Mengen ausreichen (siehe oben), um Endothelzellen in-vitro (also nicht im Körper) zu schädigen.

Jetzt werden sicher einige denken: Immer diese Reagenzglas-Studien … Das stimmt. Aber ich würde nicht darüber berichten, gäbe es nicht anderen in-vivo-Studien, die zeigen, dass Eisen die Arteriosklerose-Entstehung beschleunigt und umgekehrt, die Eisen-Reduktion dazu führt, das Gefäße länger gesund bleiben.

Einmal mehr könnte dabei die Fenton-Reaktion eine Rolle spielen. Aber das ist gerade Spekulation meinerseits.

Inês G. Mollet, Dilipkumar Patel, Fatima S. Govani, Adam Giess, Koralia Paschalaki, Manikandan Periyasamy, Elaine C. Lidington, Justin C. Mason, Michael D. Jones, Laurence Game, Simak Ali, Claire L. Shovlin. Low Dose Iron Treatments Induce a DNA Damage Response in Human Endothelial Cells within Minutes. PLOS ONE, 2016; 11 (2): e0147990 DOI: 10.1371/journal.pone.0147990

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Stoffwechsel-Tuning: So funktioniert es

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Stoffwechsel-Tuning ist für mich ungefähr das: Ich verändere eine Variable in meinem System und das funktioniert dann besser. So, dass ich ohne größere Lifestyle-Veränderung plötzlich ein anderes Ergebnis genießen darf. Zum Beispiel weniger Körperfett. Auch wenn das häufig Wunschdenken ist, bei manchen wird das tatsächlich wahr. Zum Beispiel dann, wenn die Schilddrüsen-Unterfunktion eben keine Unterfunktion mehr ist, sondern eine Normalfunktion. In diesem Fall wird dann sogar etwas überkompensiert: Man darf sogar noch mehr essen, ohne dabei zuzunehmen, bekommt eventuell sogar Magermasse (Knochen, Organe, Muskeln, Gehirn [?]) geschenkt.

Gut, man könnte auch das Gegenteil von Stoffwechsel-Tuning besprechen. Das wäre zum Beispiel … na ja, man tut etwas, was die metabolische Situation verschlechtert.

Im Endeffekt kommt es dann darauf an, aus welcher Perspektive wir das „Problemchen“ begutachten. Denn: Zieht man den Stock aus der Speiche, wirkt es auf manche eben wie … Tuning.

Ich bin ein großer Fan von solchen Spielereien. Ich suche immer solche Hindernisse, über die ich zwangsläufig stolpern muss, weil sie mir ein Bein stellen, indem sie meinen Stoffwechsel (negativ) beeinflussen.

Eisen und die Stoffwechsel-Funktion

Wie du weißt, befassen wir uns derzeit intensiv mit Eisen. Der Grund ist simpel: Kein mir bekannter Mikronährstoff hat derart seine Finger im Spiel, wenn es um klassische metabolische Parameter geht, wie zum Beispiel Insulinresistenz (entsprechend: Insulinsensitivität) oder auch Hypertriglyceridämie (entsprechend: niedrige Blutfettwerte). Also: Zu hohe Blutfettwerte (Triglyceride). Es gibt sehr schöne Statistiken, die auch versuchen diese Phänomene am Menschen nachzuweisen – ganz real, nicht nur in Tieren oder im Reagenzglas. Die Ergebnisse kann jeder nachlesen: Ferritin, als Beispiel, korreliert schön mit der metabolischen Entgleisung, in Form von Insulinresistenz, aber auch in Form von … beispielsweise Bluthochdruck.

Natürlich darf man sich darüber streiten, wie aussagekräftig diese Ergebnisse sind und welche Confounder es gibt, also welche Einflüsse wirken, deren Einfluss verdeckt bleibt. Daher muss man das Problem beleuchten, von möglichst vielen Seiten aus. Es nützt nichts, nur Statistiken und Korrelationen zu analysieren, wie das die Epidemiologen oft tun und dann vor … na ja, einfach allem Erdenklichen zu warnen. Nein, nein, man muss schon auch die Molekularbiologie studieren, auf Zellebene zum Beispiel. Vielleicht mal angucken, wie Gene beeinflusst werden.

Das hat man nun wahrlich oft getan beim Eisen. Hierzu gibt es viele, viele Studien.

Eine möchte ich heute kurz besprechen.

Wenn Fett nicht mehr den Blutstrom verlässt

Triglycerid nennt man das Fett, das im Blut schwimmt. Zum Beispiel nach dem Verzehr von Nahrungsfetten. Diese Triglyceride werden gespalten von der Lipoprotein Lipase – ein Enzym. Erst dann können sie aus dem Blut in Zellen. Wenn es gut läuft in den Muskel, wenn es weniger gut läuft in die Fettzellen.

Bei metabolischen Entgleisungen beobachten wir häufig, dass Triglyceride chronisch erhöht bleiben. Das hat diverse Gründe. Zum Beispiel, dass eben zu viel Triglyceride aus der Leber kommen. Na ja, es gibt verschiedene Szenarien. Fakt ist: Triglyceride sollten nicht im Blut schwimmen, sondern als Energieträger oder als Speicherstoff dienen.

Ein Grund, warum Triglyceride hoch sind und die Triglycerid-Verarbeitung nicht so gut läuft, könnte sein, dass das Enzym Lipoprotein Lipase nicht gut funktioniert.

Forscher untersuchten nun, welchen Einfluss Eisen auf die Lipoprotein-Lipase-Funktion hat. Dazu wurden diverse Szenarien wie folgt getestet:

Forscher nutzen ein genetisches Tier-Modell

Forscher schnappten sich Tiere, die Eisen im Blut anreichern. Ergebnis: Bei einer Verdopplung der Eisen-Werte verdoppelten sich auch die Triglyceride im Blut. Das ist ein erster Hinweis darauf, dass Eisen Einfluss auf die Triglycerid-Werte nimmt.

Forscher füttern Eisen

Jetzt ein etwas spannenderes Szenario: Forscher testeten, inwieweit eine Eisen-Supplementation die Triglycerid-Werte beeinflussen kann. Auch hier zeigte sich: Wurde Eisen zugeführte, stieg der Eisen-Wert im Blut an und es zeigten sich Triglycerid-Veränderungen in ähnlichen Größenordnungen wie beim Versuch zuvor.

Woher kommen die Triglyceride?

Um ausschließen zu können, dass die Triglyceride aus der Leber kommen, wurden weitere Tests durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Triglyceride nicht aus der Leber kamen, stattdessen verursacht wurden durch eine schlechtere Lipoprotein-Lipase-Funktion.

Eisen hemmt die LPL-Funktion

Um den letzten Schritt („Hemmt Eisen die LPL-Funktion?“) genauer zu untersuchen, reicherten die Forscher Eisen im Blut der Tierchen an – allerdings außerhalb des Körpers und in physiologischen (= normalen) Dosen. Außerdem wurde in-vitro getestet, wie Eisen die menschliche Lipoprotein Lipase in ihrer Funktion beeinflusst. In beiden Fällen zeigte sich eine inverse Korrelation. Heißt: Je mehr Eisen man dazugab, umso schlechter funktionierte das LPL-Enzym.

Ein „Eisen-Hemmer“ senkt Triglycerid-Werte

Und jetzt das, was wir hoffentlich alle mitnehmen, wenn wir diesen Artikel zu Ende gelesen haben: Senkt man nun die Eisen-Werte mit einem anderen Stoff, so sanken die Triglycerid-Werte ganz dramatisch, zumindest in meinen Augen.

Und jetzt?

Die Wissenschaftler schließen aus ihren Untersuchungen genau das, was ich auch daraus schließe. Dass eine Verringerung der Eisen-Werte dafür sorgt, dass ein günstigeres metabolisches Milieu entsteht. Interventionen, die den Eisen-Wert senken, könnten somit helfen, Dysbalancen auszugleichen. In anderen Worten: Den Triglycerid-Wert zu senken oder die Insulin-Resistenz zu verbessern.

Das ist, wie ich meine, Stoffwechsel-Tuning. Weil ein kleines Hindernis eine – für uns – große Wirkung entfalten kann, ohne, dass wir uns darüber im Klaren sind. Der Bauer in der Pfalz würde sagen: Isch halt so.

Mir ist wichtig, dass du verstehst, dass es uns eben nicht (wie manchmal unterstellt) darum geht, irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel einzuschmeißen, sondern darum, die körpereigene Chemie zu verstehen und das, was wir selbst in der Hand haben könnten, auch in die Hand zu nehmen, wenn es darauf ankommt. Denn klar ist: Der Arzt wird sich um deine Triglycerid-Werte kümmern, eben auf seine Art und Weise. Das passiert, wenn man die Verantwortung abgibt.

Ich weiß genau, dass die viele Sportler-Kollegen nach den ersten komischen Wörtern (z. B. „Insulinresistenz“ oder „Hypertriglyceridämie“) leider wegklickten. Wie so oft, wenn es um das Thema Stoffwechsel geht. Sportler interessieren sich leider noch zu selten dafür. Diese Menschen denken zumeist in Extremen und verstehen nicht, dass wir uns entlang von Spektren bewegen. Auch wenn du mit deinen Werten nicht an einem Ende des Spektrums liegst, so könntest du jetzt schon – ganz schleichend – Probleme bekommen oder bereits haben. Ganz klassisch für mich, wenn ein hochtrainierter Sportler „keine Kohlenhydrate verträgt“. Das würde mir zu Denken geben. Keine zu mögen ist das eine. Keine zu „vertragen“, trotz hohem Energie-Turn-Over … das andere. Markus Rühl ist da ein wenig brachialer: „Wenn ich mir keine Pizzen einverleiben darf, wieso bin ich dann Bodybuilder?“ – Verstanden? Wenn du essen musst wie ein Asket, wieso treibst du dann Sport?

Hindernisse finden, die unseren Stoffwechsel negativ beeinflussen.

Hier geht’s zur Studie.

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Fettverbrennung ausschalten: Doping auf Weltklasseniveau mit Meldonium

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Wieder einmal ein Fall von „Doping“ in der Sportwelt. Und die Leute tun immer so, als würde es sie zutiefst erschüttern, als würden ganze Weltbilder zerstört werden. Die Wahrheit ist, dass wir uns alle darüber im Klaren sind (oder sein sollten), dass die da ganz oben alle irgendwie dopen. Um der edubily-Sprache treu zu bleiben: Die bewegen sich so nahe an ihrem genetischen Maximum, dass jede Kleinigkeit profunde Auswirkungen haben kann. Hier geht es um ganz wenige Prozent.

Ab wann ist Doping eigentlich Doping?

Wir brauchen auch nicht immer so unschuldig zu tun. Wir dopen auch. Für den Hans im mittelständischen Betrieb ist es eben nicht Testosteron (oder doch?), sondern die fünf Tassen Kaffee. Aber alles verschwimmt, sobald wir realisieren, dass wir immer auf molekularbiologischer Ebene argumentieren müssen und … da ist es dem Körper ziemlich egal, ob wir von Kaffee reden oder von anderen Mittelchen, die den Organismus peitschen. Letztlich ist es eben eine Auslegungssache.

Ich kenne Ärzte, die verschreiben dem kaputt-trainierten Ironman, der auch noch Geschäftsführer ist, Testosteron. Er muss ja irgendwie weitermachen. Ja, ja. Nur: Der umgeht hiermit die körpereigenen Barrieren und verschafft sich einen Vorteil gegenüber denen, die sich von ihren körpereigenen Barrieren ausbremsen lassen (müssen). Aber du siehst: Alles Auslegungssache.

Maria Scharapowa knipst die Fettverbrennung aus

Der Tennis-Star Maria Scharapowa hat wohl ein Mittelchen geschluckt, das sich Meldonium nennt. Verschrieben von ihrem Arzt, seit 10 Jahren.

Was ist daran nun Doping?

Meldonium hemmt die Oxidation von Fettsäuren. 

Haben wir nicht alle gedacht, dass das zwangsläufig zur Fettleibigkeit führen muss? Einige Leser gehen ja davon aus, dass der Körper „immer nur Fett verbrennen“ muss, damit er auch schlank sein kann. Falsch gedacht. Dazu muss man sich nur mal die Figur der Frau anschauen.

Die WADA schreibt dazu:

Meldonium moduliert den Stoffwechsel ähnlich wie Insulin (Anm.: Mechanismus erklären wir gleich). Mit Meldonium erhöht sich die Ausdauerleistung, die Regeneration verbessert sich, es schützt vor Stress, es wirkt aktivierend auf das ZNS (Anm.: Noradrenalin, Dopamin und Co.).

Das ist interessant, oder?

So wirkt Meldonium

Dieses Mittelchen wurde zum Beispiel für die Behandlung von Herzschwäche entwickelt. Denn unterdrückt man die Fettsäure-Oxidation, steigt reziprok dazu die Glukose-Oxidation, die verbraucht weniger Sauerstoff und es wird mehr ATP pro Sauerstoff gebildet, was gemeinhin bedeutet, dass die Effizienz steigt. Diesen Effekt macht man sich auch zunutze bei Herzinfarkten, wo nicht genug Sauerstoff vorhanden ist. Mehr Glukose-Oxidation heißt natürlich, dass unsere Glukose-Toleranz viel besser wird, somit auch die Insulin-Sensitivität.

Meldonium ist das Prinzip „Eisen runter“ . Meldonium ist auch das Prinzip „Glukose-Oxidation“.

Wir schrauben also die Fettsäure-Oxidation runter und zwangsläufig muss die Glukose-Oxidation steigen, weil der Körper ein Substrat oxidieren muss, um seinen Energiebedarf zu decken. Das haben wir dir im Handbuch erklärt, nennt sich Randle-Cycle.

Und warum verkürzt das jetzt die Erholungsphasen?

Der Körper wird schlicht anaboler. Denn nun wird vermehrt der anabole Signalweg (IR/Akt/mTOR) aktiviert, was natürlich Gewebe heilt. Das ist das „Prinzip Eisen“ im Gehirn. Daher kurbelt die Eisen-Restriktion die Neurogenese an – der anabole Signalweg wird angeknipst. Daher spekulieren manche Wissenschaftler, dass das Spurenelement Chrom die Katecholamin-Synthese im Gehirn anregt, da es ebendiesen anabolen Signalweg aktiviert.

Nun: Wir werden es vermutlich niemals schaffen, den Fettstoffwechsel so zu unterdrücken, wie es dieses Medikament potenziell könnte. Wir kennen allerdings auch nicht die eingesetzte Dosis.

Schlusswort

Mit diesem Beitrag wollte ich dir aufzeigen, wie Profi-Sportler ihren Stoffwechsel modulieren, mit Blick auf uns, die das ebenfalls tun, nur eine Nummer kleiner. Den oben angeführten Mechanismus inklusive Wirkung kann man en detail hier bei uns nachlesen (mTOR und Akt: Gesund durch Anabolismus).

Die bösen, bösen Profi-Sportler immer 🙂

(PS: Weil ich weiß, dass manche jedes Wort und jeden Satz auf die Goldwaage legen und auch kein Späßchen verstehen … Natürlich distanzieren wir uns von Doping etc.)

Titelbild

IBI14_Maria Sharapova“ von Vale Alemanno, lizensiert unter CC BY 2.0

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